Kommentar

Warum erschießt man tote Schweine?

| 15. September 2016

Warum gibt es so wenig Kritik an der schwarzen Null? Weil der Staat in guten Zeiten Haushaltsüberschüsse machen muss, um für die schlechten Zeiten vorzusorgen. Das sagen selbst die meisten Keynesianer voller Inbrunst. Würde der Staat das nicht tun, stiege seine Verschuldung ja dauernd an. Das ist eine nicht mehr angemessene Sichtweise. In der modernen neoliberalen Welt muss der Staat dauernd neue und absolut immer mehr Schulden machen.

Eine der schönsten und am meisten geliebten Geschichten in der Ökonomik ist die vom jederzeit vorsorgenden Staat. Neoklassiker und Keynesianer können sich zu jeder Tages- und Nachtzeit und innerhalb von Minuten darauf einigen, dass der Staat in der Krise oder in der Rezession antizyklisch agieren muss, dass das Gleiche aber auch für den Aufschwung gilt. Da muss der Staat sparen und mit Hilfe von Überschüssen seine Schulden sogar absolut verringern, um zu verhindern, dass er dauernd steigende Schuldenstände verbucht, die auf lange Sicht untragbare Zinslasten mit sich bringen.

Das ist wirklich eine allerliebste Geschichte und man hat sich über viele Jahrzehnte nur darum gestritten, ob die Staaten das mit den Überschüssen im Aufschwung wirklich tun würden. Die Keynesianer waren hier voller Vertrauen in die Rationalität des Staates, die Neoliberalen aber waren höchst misstrauisch, weil sie generell dem Staat nicht zutrauten, sich vernünftig zu verhalten. Nun aber beweist der deutsche Finanzminister mit einer nur historisch zu nennenden Leistung, dass die Keynesianer Recht hatten und der Staat sehr wohl in der Lage ist, sich symmetrisch zu verhalten, also in den guten Zeiten vorzusorgen.

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