Theorie

Warum Nullzinsen und Deflation in Schweden? Die sind doch solide?!

| 06. November 2014

Die Financial Times berichtete vergangene Woche, dass nun auch Schweden zu den Ländern gehöre, in denen die Zentralbank die Zinsen auf null gesetzt hat, weil sie eine Deflation fürchtet. Da müsste sich manch einer wundern. In Schweden hatte die Zentralbank nämlich als so ziemlich einzige der Welt die Zinsen in den Jahren 2010 und 2011 erhöht, weil sie eine Hauspreisblase fürchtete. Außerdem ist Schweden wie Deutschland eines der Länder, die noch immer leicht wachsen und seit vielen Jahren extrem hohe Leistungsbilanzüberschüsse aufweisen (mit über sechs Prozent im Jahr 2013 fast so hoch wie in Deutschland), es ist also keineswegs so ein Schuldenmacher wie zum Beispiel die Südeuropäer.

Sind es nicht solche Länder wie Schweden, die eigentlich höhere Zinsen bräuchten, wie in Deutschland immer behauptet wird? Man sagt doch, die EZB könne nur deshalb nicht die richtige Geldpolitik für Deutschland machen, weil das von den Problemländern in Südeuropa verhindert werde. Deutschland bzw. die deutschen Sparer bräuchten nämlich eigentlich dringend höhere Nominalzinsen, weil sich das Sparen sonst gar nicht mehr lohne. Da Sparen aber wichtige Voraussetzung für’s Investieren sei, müssten die Sparer mit vernünftigen Zinsen bei der Stange gehalten werden. Denn dass Investitionen gebraucht werden, pfeifen ja mittlerweile die Spatzen von den Dächern. Stattdessen komme man den hoch verschuldeten EWU-Krisenländern mit einer ultra lockeren Geldpolitik entgegen, damit sie die Zinslast ihrer Schulden nicht so drücke. Außerdem behaupten viele inzwischen, die Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) sei sogar schädlich für die „Sünder“ in Südeuropa, weil dadurch der Druck fehle, um die richtigen „Reformen“ durchzuführen. Wer Nullzinsen bekomme, dem mache man das Leben bei hohen Staatsschulden zu leicht.

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