Länder

Wenn das Wasser ausgeht

| 29. September 2014

Kalifornien verharrt in einer mittlerweile dreijährigen Dürreperiode, wie man sie in den letzten einhundert Jahren kaum schlimmer erlebt hat. Nicht allein Kalifornien, sondern weite Landesteile im Westen und Süden der USA sind von der Dürre betroffen. Doch im Bundesstaat Kalifornien fallen weite Regionen unter den Status „Ausnahmezustand“, während für die meisten anderen Regionen zumindest der Zustand „extrem“ gilt. Zu wenig Regenfall und eine zu geringe Schneeschmelze bringen den bevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA immer mehr unter Druck bzw. dem allgemeinen Wassernotstand näher. Die Wasserstände in Flüssen und Bächen sind weit unter normal gefallen, oder Oberflächenwasser gar ganz versickert und ausgetrocknet. Der Pegel in den wichtigsten Reservoirs erreicht immer neue Tiefststände. Der dadurch bedingt verstärkte Zugriff auf die in Kalifornien zumeist unregulierten Grundwasserressourcen lässt auch diese letzten Reserven immer weiter schwinden. Ein so krasser Zugriff auf die Grundwasserreserven kann unübersehbare Nebenwirkungen haben. Man versucht noch tiefer zu bohren, aber immer mehr Brunnen geht das Wasser aus. Einige Kommunen liegen bereits trocken. Schlimmer, Böden sacken ab, was zu ungemein großen Schäden und Gefahren führen kann. Auch Wald- und Flächenbrände haben aufgrund der Trockenheit stark zugenommen, und der allgemeine Wassermangel macht ihre Bekämpfung nicht gerade leichter. Durch die Dürre erzwungene Wasserrationierungen haben zu gewaltigen Ernte- und Umsatzausfällen in der Landwirtschaft geführt. Weite Flächen liegen brach, weil ihre Bewässerung nicht möglich ist. Dadurch bedingte Arbeitsplatzverluste treffen in der Regel die ärmere Bevölkerung besonders stark. Ebenfalls durch die Dürre begünstigt, greift der durch Mücken übertragene und potentiell tödliche „West Nile Virus“ immer weiter um sich. Die Anzahl der Todesfälle ist in diesem Jahr bereits deutlich gestiegen. Wasser, es lässt sich nicht bestreiten, ist lebensnotwendig, Wassermangel wird zunehmend in Kalifornien sogar lebensbedrohlich. Die Illusion vom Wasser als freies und unbegrenzt verfügbares Gut sollte gebrochen sein, wenn selbst in Kalifornien, einer der reichsten Regionen dieser Welt, die Wasserversorgung nicht mehr garantiert zu sein scheint. Die Lage in armen Ländern dieser Welt wäre unter ähnlichen Bedingungen natürlich noch viel schlimmer. Nur ist das alles andere als ein Trost. Dieser Blick in eine Zukunft der Dürre hat mehr als nur einen staubigen Beigeschmack. Würde die Krise doch wenigstens als ein weiterer Weckruf begriffen werden.

Es liegt zumindest nahe, auch die Ausnahme-Dürre Kaliforniens als ein weiteres Beispiel unter vielen extremen Wetterereignissen in der jüngeren Zeit behandeln, deren Zunahme durch den Klimawandel bedingt zu sein scheint. So weckt es zumindest Hoffnungen, wenn in dieser Woche in New York im Zusammenhang mit dem Jahrestreffen der UNO-Generalversammlung auf Einladung von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon auch ein Sondergipfel zum Klimawandel stattfand. Der Sondergipfel sollte das Momentum der Bemühungen im Hinblick auf den zum Ende des nächsten Jahres vereinbarten Klimagipfel in Paris verstärken. Planet Erde rennt die Zeit davon, das scheinen zumindest einige langsam zu kapieren. Eine neue UNO-Studie, deren Text jetzt durchgesickert ist, warnte vor irreversiblen und weitreichenden Umweltschäden, sofern man sich nicht schon bald auf eine schnellere Senkung des CO2 Ausstoßes einigen kann – und diese dann auch wirklich weltweit umsetzt. US Präsident Barack Obama und Chinas Vizepremier Zhang Gaoli sprachen auf dem Sondergipfel. Obama betonte, dass die beiden Länder eine besondere Verantwortung in Sachen Klimawandel hätten. Das ist auch kaum abzustreiten: Amerika weist die größte Hypothek in Sachen CO2-Ausstoß in der Vergangenheit auf, China ist der heute mit Abstand größte Verschmutzer der Welt, größer als USA und EU zusammen. Die jüngsten (Teil-)Erfolge der EU auf diesem Gebiet gehen stark auf die extrem schwache Wirtschaftsentwicklung zurück. Das ist nicht der Weg, den man in China oder Amerika wird bestreiten wollen. Herr Zhang verlautete, dass China eine der Lage des Landes angemessene Verantwortung übernehmen wolle. Obama versprach nicht viel. Der Widerstand starker Interessen und wichtiger politischer Kräfte im Land bleibt groß. Nur der Unvernunft sind im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wirklich keine Grenzen gesetzt.

[...]

Nichts schreibt sich von allein!

Nur für Abonnenten

MAKROSKOP analysiert wirtschaftspolitische Themen aus einer postkeynesianischen Perspektive und ist damit in Deutschland einzigartig. MAKROSKOP steht für das große Ganze. Wir haben einen Blick auf Geld, Wirtschaft und Politik, den Sie so woanders nicht finden.

Dabei leben wir von unseren Autoren, ihren Recherchen, ihrem Wissen und ihrem Enthusiasmus. Gemeinsam scheren wir aus den schmaler werdenden Leitplanken des Denkens aus.

Wir verlassen die journalistische Filterblase, in der sich viele eingerichtet haben. Wir öffnen Fenster und bringen frische Luft in die engen und verstaubten Debattenräume.

Brauchen Sie auch frische Luft? Dann folgen Sie einfach dem Button.

ABONNIEREN SIE MAKROSKOP
Schon Abonnent? Dann hier einloggen!