Finanzsystem

Wenn Zentralbanken die zentralen Schattenbanken werden

| 09. März 2017
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Die Finanzkrise von 2007-2009 demonstrierte anschaulich die Gefahren des neuen marktbasierten Bankensystems. Anfällig für eine Überexpansion durch Kredite im Aufschwung und inhärent fragil im Abschwung.

Liquiditätsbeschaffung der Banken über Repos

Über verschiedene Kanäle (unter welchen zum Beispiel market accounting und der Repo-Markt zählen) ist die Kreditschöpfung der Banken inzwischen direkt von Liquidität der Kapitalmärkte abhängig und zunehmend der Kontrolle der Zentralbanken entzogen. Wirkte Zentralbankgeld früher zumindest noch teilweise disziplinierend auf Banken, so haben sich diese größtenteils über den Mechanismus des Repos (d.h. der kurzfristigen, durch Aktiva besicherten Kreditaufnahme bei anderen Finanzmarktakteuren) von der Kontrolle der Zentralbanken befreit. Im Wesentlichen basiert das neue System auf der Liquidität von Schulden in den Sekundärmärkten, die dort nicht nur gehandelt, sondern auch zur kurzfristigen Kreditaufnahme über Repos verwendet werden. Damit ist die Möglichkeit gemeint, möglichst einfach Vermögenswerte in Geld oder andere Aktiva umzutauschen (sprich die Verschiebbarkeit der Vermögenswerte). Solche Sekundärmarkt-Liquidität der Schulden wird durch Broker-Dealer erzeugt, die für ebendiese Schuldtitel sowohl Preise für deren Kauf als auch Verkauf bereitstellen und diese notfalls auch selber kaufen beziehungsweise verkaufen. Broker-Dealer spielen damit eine wesentliche Rolle für das Funktionieren des Systems, welche ohne die Nutzung des Repo-Marktes unmöglich wäre. Broker-Dealer greifen auf diesen Markt, auf dem Vermögenswerte als Kollateral zirkulieren, zurück, um entweder den Kauf von Schuldtiteln über Repos kurzfristig zu finanzieren, oder aber kurzfristig Schuldtitel zu erwerben, die man dann verkaufen kann.

Als dieses private System der Liquiditätserzeugung mit dem Zusammenbruch des Broker-Dealers Lehman Brothers im Jahr 2008 schwer belastet wurde, sprangen die Zentralbanken in die Bresche, um die Liquidität des Marktes zu decken und die Funktion des dealers selbst zu übernehmen, wodurch sie zum „dealer of last resort“ selbst wurden. Seitdem wurden zahlreiche Reformen umgesetzt, um die Systemstabilität zu erhöhen und eine Wiederholung dieser Ereignisse zu verhindern. Insbesondere hat die G20 im Jahr 2010 dem Financial Stability Board (FSB) und dem Baseler Ausschuss den Auftrag erteilt, sich mit den Risiken des Schattenbanksystems auseinanderzusetzen (dazu zählen Geldmarktfonds, Investmentfonds und sonstige Finanzinstitute außerhalb des regulären Bankensystems).

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