Arbeit

"Wir sind noch nicht durch"oder: Das ganze Elend deutscher Wirtschaftsideologie

| 22. Oktober 2013

Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, hat in einer kürzlich gehaltenen Rede die Notwendigkeit weiterer Reformen am deutschen Arbeitsmarkt mit den Worten "Wir sind noch nicht durch" bekräftigt. Die Begründung folgt den alt bekannten Mustern: Deutschlands Gesellschaft altert und hat dadurch eine große Rentenlast sowie einen Fachkräftemangel vor sich. Zudem holen die Schwellenländer technologisch auf – eine permanente Bedrohung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf den Weltmärkten. Dazu die Energiewende und die hohe Staatsverschuldung. Das alles könne nur bewältigt werden, wenn wir unseren Arbeitsmarkt noch flexibler machten, und zwar, wie der Bundesbankpräsident in einem Interview näher ausführt, in der Breite: Nicht nur im untersten Lohnsegment seien die Lasten der Anpassungserfordernisse zu schultern, sondern auf allen Ebenen. Der Bundesbankpräsident will den Druck, der auch in Deutschland trotz statistisch sinkender Arbeitslosenquote immer noch auf dem Arbeitsmarkt herrscht in Form von Unterbeschäftigung und schlechter Bezahlung, breiter verteilen. Man könnte es auch so formulieren: Jens Weidmann sieht ein, dass man aus den bislang Geschröpften nicht mehr viel herausholen kann. Also müssen die nächsten ran.

Doch was soll das? Warum sollte Deutschlands Wohlstand nur zu halten sein, wenn sich die Arbeitnehmer immer schneller im Hamsterrad drehen angetrieben von Angst um den Arbeitsplatz und um die Einkommensperspektiven? Und was für eine Art Wohlstand soll das sein, dieses sich beschleunigende Hamsterrad für viele? Da das nicht sehr attraktiv erscheint für die meisten Strampelnden, muss man denen eine Alternative in Aussicht stellen, die ihnen noch schrecklicher erscheint, damit sie sich mit der Beschleunigung des Hamsterrades abfinden: Arbeitslosigkeit und Abstieg in die Armut.

[...]

Nichts schreibt sich von allein!

Nur für Abonnenten

MAKROSKOP analysiert wirtschaftspolitische Themen aus einer postkeynesianischen Perspektive und ist damit in Deutschland einzigartig. MAKROSKOP steht für das große Ganze. Wir haben einen Blick auf Geld, Wirtschaft und Politik, den Sie so woanders nicht finden.

Dabei leben wir von unseren Autoren, ihren Recherchen, ihrem Wissen und ihrem Enthusiasmus. Gemeinsam scheren wir aus den schmaler werdenden Leitplanken des Denkens aus.

Wir verlassen die journalistische Filterblase, in der sich viele eingerichtet haben. Wir öffnen Fenster und bringen frische Luft in die engen und verstaubten Debattenräume.

Brauchen Sie auch frische Luft? Dann folgen Sie einfach dem Button.

ABONNIEREN SIE MAKROSKOP
Schon Abonnent? Dann hier einloggen!