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Wirtschaftsminister Gabriel, das Konjunktureinmaleins und der Mindestlohn

| 20. Oktober 2014

Dass Sigmar Gabriel bemüht ist, die schlechten Konjunkturaussichten klein zu reden, wussten wir schon und ist für ein Regierungsmitglied auch nicht überraschend. Dass er sie aber rundherum bestreitet, ist doch neu. Der Bild-Zeitung sagte er im Interview, es ginge bergauf, nicht bergab mit der deutschen Wirtschaft. Wörtlich, auf die Frage, ob Deutschland ein Konjunkturprogramm braucht: „Nein, Deutschland befindet sich nicht im Abschwung. In diesem Jahr wächst unsere Wirtschaft um 1,2, nächstes Jahr um 1,3 Prozent. Das ist weniger als die Wirtschaftsinstitute zu Beginn des Jahres gedacht haben, aber es geht bergauf und nicht bergab.“

Lieber Herr Bundeswirtschaftsminister: Die 1,2 Prozent Zuwachs, die Deutschland in diesem Jahr vielleicht erreichen wird, sind ein Durchschnittswert für dieses Jahr! Der aber setzt sich zusammen aus Werten der Vergangenheit (in der Tat solchen aus dem vorigen Jahr, nämlich dem sogenannten statistischen Überhang, der immerhin satte 0,7 Prozent beträgt) und aus den Werten von Quartal zu Quartal, der sogenannten Verlaufsrate. Das letzte Quartal, für das amtlich bekannt gegebene Werte vorliegen, ist das zweite dieses Jahres, und da ging es klar bergab: Nach +0,7 Prozent im ersten -0,2 Prozent im zweiten. Es ist viel hineingedeutet worden in diese -0,2 Prozent, vor allem wurde der milde Winter angeführt, der das erste Quartal überzeichnet und das zweite Quartal auf diese Weise schlechter aussehen ließ, als es der Grundtendenz der Wirtschaft entspräche. Wie dem auch sei: Die Statistiken, die bereits für die Monate des dritten Quartals vorliegen, sehen so, um es vorsichtig auszudrücken, verhalten aus, dass selbst die Bundesbank eine Stagnation für den Rest des Jahres für möglich hält.

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