Finanzsystem

Wo bleibt denn nur die Inflation? (Teil 1)

| 27. Januar 2015

Das am 22. Januar angekündigte Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) ist hierzulande weit überwiegend negativ aufgenommen worden. Diese Reaktion schließt sich nahtlos an die Bewertung der vorangegangenen Anti-Krisenpolitik der EZB[1] in Medien, Politik und Wissenschaft an – auch hier hagelte es heftige Kritik. Interessanterweise lautete der bisherige Vorwurf an die Zentralbank jedoch, sie würde mit ihrer Politik eine hohe Inflation verursachen. Wenn – so der Tenor – von der EZB die „Geldschleusen geöffnet“ und hunderte von Milliarden an das Bankensystem verliehen werden, was soll daraus anderes resultieren als eine massive Inflation, ja eine „Horror-Inflation“?

Tatsächlich hat sich die Inflationshysterie – wie nicht anders zu erwarten war (Flassbeck 2009; Grunert 2009) – als völlig haltlos erwiesen. Die neuesten Zahlen von Eurostat (16. Januar 2015), dem statistischen Amt der Europäischen Union, zeigen für den Euroraum erneut keine „Horror-Inflation“ an, sondern das genaue Gegenteil, nämlich eine Deflation, gegen die die EZB nun mit ihrem Ankaufprogramm anzukämpfen versucht. Nach Eurostat beträgt die jährliche Inflationsrate im Euroraum im Dezember 2014 -0,2 Prozent, wobei elf der achtzehn Euroländer (noch ohne Litauen) negative jährliche Raten verzeichnen. Griechenland weist mit -2,5 Prozent die stärkste Deflation in der Eurozone und in der gesamten Europäischen Union auf.

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