Zur Lage am US-Immobilienmarkt: Aufleben nach schwerer Krise
Zur letzten US-Immobilienpreisblase wurde sicher schon vieles geschrieben. Kein Wunder, schließlich löste das Platzen dieser gewaltigen Blase auch den Fast-Zusammenbruch des Weltfinanzsystems und die schwerste Weltwirtschaftskrise seit der Großen Depression der dreißiger Jahre aus. Das galt auch für Amerika selbst: Verbunden mit starken regionalen Unterschieden sanken die US-Immobilienpreise im Landesdurchschnitt zwischen dem Höhepunkt im Sommer 2006 und dem Tiefpunkt im Winter 2012 um rund 35 Prozent, der Bau von Einfamilienhäusern brach zwischen Anfang 2006 und Anfang 2009 um fast 80 Prozent ein, und über 2 Millionen Arbeitsplätze gingen im Baugewerbe insgesamt verloren. Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum vor der Krise waren stark vom Bauboom getragen gewesen. Wie ein Flächenbrand entfaltete der Zusammenbruch dann auch eine gewaltige kontraktive Streuwirkung in der Wirtschaft. Die große Multiplikator-Wirkung dieses Sektors in der US-Volkswirtschaft geht dabei nicht allein auf reine Einkommenseffekte zurück. Weitreichend ist auch die Bedeutung von Immobilien als wichtigste Vermögensanlage von Haushalten und noch mehr als Sicherheit für Grundschulden, die wiederum eine zentrale Rolle im Finanzsystem spielen.
Der sogenannte Vermögenseffekt von Immobilienpreisen ist grundsätzlich zwiespältig. Ein Hauspreiscrash mag Hauseigentümern das Gefühl geben, sie wären entsprechend dem Preisverfall ärmer geworden, selbst wenn sie weiterhin im selben Haus wohnen sollten. Doch entsprechend dürften sich dann wohl auch Nicht-Hauseigentümer, also potenzielle Käufer, umso reicher fühlen: der Traum vom Eigenheim wurde schließlich für sie über Nacht entsprechend erschwinglicher. Darum ist es wichtig, dass die große Mehrheit der Amerikaner bereits Hauseigentümer ist. Während Finanzvermögen weitgehend auf wohlhabende Haushalte konzentriert ist, ist Immobilienbesitz viel breiter gestreut, so dass auch der "Durchschnittsamerikaner" von Preisentwicklungen in diesem Sektor betroffen ist. So spiegelt auch die Entwicklung der Hauseigentümerquote (vgl. Abbildung 1) die Schwere der US-Immobilienmarktkrise wider – und das jähe Ende eines amerikanischen Traums.
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