Brexit-Handelsabkommen

Der Minimal-Brexit

istock.com/Pliene

Das Abkommen zwischen London und Brüssel ist kein entscheidender Durchbruch für die demokratische Souveränität Großbritanniens. Aber es schafft Raum für eine Alternative zur neoliberalen Ordnung.

Seit 2018 hat The Full Brexit eine spezifische Analyse des Brexits entwickelt, die sich auf den Begriff der »Mitgliedsstaatlichkeit« stützt. Dieses von James Heartfield und Chris Bickerton entwickelte Konzept der »Mitgliedstaatlichkeit« (Member State Theory) zeichnet die Transformation europäischer Staaten von Nationalstaaten zu Mitgliedstaaten der Europäischen Union nach. Erstere sind vertikal integrierte politische Einheiten, bei denen politische Eliten ihre Legitimität daraus beziehen, dass Sie nationale Interessen vertreten. Mitgliedstaaten wiederum sind horizontal integrierte politische Einheiten: Die politischen Eliten beziehen ihre Legitimität aus ihren Beziehungen zu ihren europäischen Kollegen.

Die Umstellung vom National- zum Mitgliedstaat und das damit einhergehende Demokratiedefizit wurde nicht durch die Gründung der Europäischen Union verursacht. Vielmehr ist die EU ein Ausdruck des Absterbens der politischen Repräsentation innerhalb des Nationalstaates während der neoliberalen Ära. Die Eliten haben die Aufgabe, unterschiedliche soziale Kräfte zu bündeln und zu repräsentieren, zunehmend aufgegeben. Die Parteien entwickelten sich stattdessen zu inhaltlich nicht unterscheidbaren Allerweltsparteien, Parteien der »Mitte«. Die unzufriedenen Bürger ziehen sich ins Privatleben zurück, vermittelnde Institutionen wie Gewerkschaften und Bürgervereine brechen zusammen.

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