Ordnungspolitik

Wettbewerb – eine progressive Kraft?

| 09. Februar 2021
World Economic Forum / CC BY-SA 2.0 / wikimedia.org

Protektionismus sei keine Lösung für die Probleme der Globalisierung, meint Joseph Stiglitz. Weil nicht die Globalisierung soziale Missstände erkläre, sondern ein Mangel an Wettbewerb. Eine Widerrede.

In jüngerer Zeit sind viele Progressive zu der Ansicht gelangt, dass zahlreiche Missstände unserer Zeit auf einen Mangel an Wettbewerb zurückzuführen seien.

  • Thilo Bode sieht uns in einer „Diktatur der Konzerne“ – die sich, so ließe sich das neoliberale Credo mit Hans-Werner Sinn auf den Punkt bringen, darin manifestiert, dass „Deutschland“, wie jedes Land dieser Welt, „das Unternehmerkapital hofieren“ müsse, da sonst Arbeitslosigkeit und Niedergang drohten. Mächtig seien die Konzerne, so Bode, weil es ihnen gelänge, „den Wettbewerb auszuschalten“ (S. 29).
  • Das sehen auch kritische Agrarökonomen so: „Die steigenden Profite der Großkonzerne sind vor allem aus wachsender Marktmacht zu erklären“. Und selbstverständlich gilt „Marktmacht“ als Indiz fehlenden Wettbewerbs. Darum sei Wettbewerbspolitik als Politik der Stärkung und des Schutzes von Wettbewerb gefragt. „Wenn man die Märkte nicht Großkonzernen überlassen will, muss man Wettbewerb immer wieder staatlich herstellen und durchsetzen.“ (S. 18)
  • Auch der Großmeister des Marktversagensparadigmas[1], Joseph Stiglitz (S. 84), an dessen Progressivität kein Zweifel besteht, sieht das Problem wachsender Konzernmacht als den zentralen Missstand unserer Zeit. Es gebe „zu viel Macht in ein paar Händen“, wobei Stiglitz keine Sekunde daran zweifelt, dass diese identisch damit sei, dass „zu wenig Wettbewerb“ herrsche (S. 51).

Damit finden sich diese progressiven Denker genau dort wieder, wo sich der Neo- bzw. Ordoliberalismus seit jeher verortet hat. Für Walter Eucken (S. 314, 317) ist die „vollständige Konkurrenz“, die es wettbewerbspolitisch herzustellen und zu sichern gelte, „die wichtigste Voraussetzung für die Lösung aller sozialen Probleme“. Aller!

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