Kann man heute noch Keynesianer sein?
Der Optimismus, mit dem „Keynesianer“ über wirtschaftspolitische Möglichkeiten nachdenken, erinnert fast an Keynes’ hoffnungsvollen Blick auf die Welt der Nachkriegszeit. Doch Keynes formulierte seine Ideen unter spezifischen historischen Bedingungen. Wenn wir uns heute appellativ auf sie beziehen, ist das nur Theater.
Gegenwärtig erlebt keynesianisch geprägtes Denken wieder einen kleinen Aufschwung. Insbesondere unter dem Label „Green Keynesianism“ werden ambitionierte Strategien für sozial-ökologische Transformationsprozesse entwickelt. Mitunter wird nahtlos an Keynes’ Rhetorik aus seinen politischen Aufsätzen angeknüpft – Zitate wie „Anything we can actually do we can afford“, „In the long run we are all dead“ oder „In the long run almost anything is possible“ werden zu Slogans entkontextualisiert.
Dabei ist Keynesianismus kein transhistorischer Universalschlüssel, der technokratisch umgedreht werden kann. Mit Blick auf Keynes’ Vision für die Bretton-Woods-Konferenz und die gesellschaftlichen Umstände des Nachkriegs-Keynesianismus lässt sich eine große Differenz zwischen damals und heute feststellen. Aus dieser Differenz leiten sich grundlegende Fragen für die heutige Möglichkeit des keynesianischen Arbeitens ab.
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