Editorial

Rollback?

| 02. März 2023
istock.com/Massimo Usai

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen in einer neuen Woche. Obwohl die Eurozone Richtung Rezession steuert, erhöhte die EZB jüngst die Leitzinsen um 50 Basispunkte. Weitere Erhöhungen sollen folgen. Und während mit dem Monetarismus totgesagte länger leben, sollen angesichts steigender Staatsschulden ab 2024 auch die EU-Fiskalregeln wieder greifen. Was eine Rückkehr zu den bestehenden Regeln bedeuten würde, simulierte das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung: Es müssten erhebliche Kürzungen der öffentlichen Ausgaben vorgenommen werden. Erleben wir das Rollback der neoliberalen Austerität?

Diese und weitere Themen finden Sie in unserer neuen Ausgabe:

  • Die schwäbische Hausfrau kehrt in die EU zurück Nach fast vierjähriger Pause soll sie ab 2024 wieder greifen: die europäische Schuldenbremse. Noch streiten die finanzstärkeren und -schwächeren EU-Mitgliedsstaaten. Doch die Ideologie der schwäbischen Hausfrau scheint sich durchzusetzen. Malte Kornfeld
  • Die EZB auf Autopilot Trotz Rekordgewinnen der Konzerne steuert die Eurozone Richtung Rezession. Die EZB erhöhte dennoch die Leitzinsen um 50 Basispunkte – weitere Erhöhungen sollen folgen. Laut EZB-Chefin Lagarde müsse die Nachfrage sinken - warum eigentlich? Hans-Peter Roll
  • Ein Relikt des Monetarismus beherrscht das Denken Obwohl der Monetarismus à la Milton Friedman seine große Zeit längst hinter sich hat und viele von Friedmans Behauptungen und politischen Empfehlungen inzwischen auch vom Mainstream in Frage gestellt werden, erfreut sich sein Konzept der Inflationserwartungen weiterhin großer Beliebtheit. Günther Grunert
  • Müssen wir attraktiver werden? Ökonomen fordern ein „attraktiveres“ Deutschland für noch mehr Zuwanderung. Doch eine ungefilterte Massenmigration macht das Land ärmer, ungleicher und konfliktreicher. Sebastian Müller
  • Was treibt die britischen Proteste gegen Migration an? Die Angst vor der Einwanderung wird nicht durch Rassismus geschürt, sondern durch ihr Tempo. Zeit, die Rechte von nationalen Gemeinschaften wieder zu respektieren. Thomas Fazi
  • Sieg im Wirtschaftskrieg? Die Wirtschaftssanktionen des Westens sollen – so Annalena Baerbock – „Russland ruinieren“. Die russische Wirtschaft scheint aber widerstandsfähiger als erwartet, was deutsche Wirtschaftsjournalisten zur Formulierung faktenfreier Narrative motiviert. Paul Steinhardt
  • Streitfrage Privatisierung Wolfgang Kubicki und Tim Engartner streiten sich um das Für und Wider von Privatisierungen. Deutlich wird: „Die eine Lösung“ gibt es nicht. Die Debatte dürfte ein Gewinn für alle sein, die gerne undogmatisch denken. Günter Grzega
  • Ritter Karl und die Invasion der Heuschrecken Private Equities und andere Kapitalfonds haben das Gesundheitswesen als profitables Anlagefeld entdeckt. Die Journalistin Christina Berndt promoviert Karl Lauterbach zum Retter der Arztpraxen vor dieser Heuschreckenplage. Aber von ihm haben die Investoren nichts zu befürchten. Hartmut Reiners
  • Konjunktur Nach korrigierten Zahlen ist Deutschlands Wirtschaft im 4. Quartal um 0,4% geschrumpft. Fast alle Wirtschaftssektoren mussten Verluste hinnehmen. Trotz „Gegenwind“ und enormer Unsicherheit gehen die Prognosen dennoch von einer raschen Erholung aus. Die Redaktion