Den Anarcho-Kapitalisten auf der Spur
Quinn Slobodians Buch Kapitalismus ohne Demokratie beschreibt weniger eine durch „Marktradikale“ herbeigeführte mögliche Zukunft des Kapitalismus, sondern seine gesamte bisherige Geschichte.
Mit Javier Milei ist Ende 2023 erstmals ein bekennender Anarchokapitalist an die Spitze eines demokratisch-kapitalistischen Staates gelangt. Er wurde in Argentinien in freien Wahlen zum Präsidenten gewählt. Für Quinn Slobodians Buch kam das etwas zu spät, der Redaktionsschluss lag einige Wochen vor dem Regierungswechsel, vermutlich hätte er den Vorgang aber in seine Darstellung aufgenommen. Slobodians Thema ist nämlich der Anarchokapitalismus (Synonyme: Libertarismus oder Paläolibertarismus). In elf Kapiteln macht sich der kanadische Historiker auf die Suche nach globalen Orten, an denen die Anarchokapitalisten versucht haben, ihre Vorstellungen in praktische Politik umzusetzen.
Was ist der Anarchokapitalismus?
Was ist der Anarchokapitalismus und wer sind seine Exponenten, die Libertären? Beginnen wir bei Letzteren. Als Godfather des Anarchokapitalismus firmiert Murray N. Rothbard (1926-1995), wobei – eigentlich schwebt noch ein Heiliger Geist über ihm, Ludwig von Mises, der als sein akademischer Lehrer gilt. Schon in Mises‘ ökonomischen Überlegungen hatte der Staat keinen Platz, Rothbard hat diesen Ansatz politisiert und radikalisiert und plädiert für die Beseitigung des Staates. Als eine Art Nachfolger von Rothbard wiederum wird häufig der Deutsche Hans-Herrmann Hoppe – in jungen Jahren Doktorand bei Habermas –, bis zu seiner Emeritierung Professor an der Universität von Las Vegas, genannt.[1] Die Spannweite der von Rothbard und Hoppe betriebenen Radikalisierung lässt sich daran erkennen, dass Letzterer den anderen großen Mises-Adepten, Friedrich August von Hayek, als „moderaten (rechten) Sozialdemokraten“ einordnete.
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