1968 und die Folgen

Politik als Spiel: Alles ist erlaubt, aber nichts ist möglich

| 29. April 2025
IMAGO / Bridgeman Images

Der französische Philosoph Michel Clouscard ist heute nahezu unbekannt. Doch seine Abrechnung mit 1968 bietet eine Erklärung, warum unsere Gesellschaften und politischen Systeme heute in einer tiefen Krise stecken. Ein Essay.

Selbst in seinem Heimatland kennt den 2009 verstorbenen französischen Philosoph Michel Clouscard kaum jemand. Frédéric Worms' umfangreiches Werk über die französische Philosophie des 20. Jahrhunderts erwähnt ihn mit keinem Wort. Clouscard verbrachte seine Karriere an einer unmodernen Provinzuniversität und seine Bücher verkauften sich schlecht. Dass er außerhalb der sich bekämpfenden Mainstreams der französischen Philosophie stand und insbesondere außerhalb der medienwirksamen Strömungen seit Ende der 1960er Jahre, mag seinen Teil dazu beigetragen haben.

Clouscard war ein orthodoxer Marxist, Anhänger der Kommunistischen Partei, aber nie deren Mitglied. Er gehörte daher nicht zur aufregenden, glamourösen und öffentlichkeitswirksamen Welt der Maoisten und Trotzkisten, die das linke intellektuelle Leben Ende der 1960er Jahre dominierten. Er widerrief später nicht seine Überzeugungen und wurde kein Neokonservativer, auch gab er den Marxismus nicht zugunsten des Strukturalismus und des Dekonstruktivismus auf und schloss sich nicht den Versuchen an, den Marxismus mit Freud, Lacan, Deluze und anderen zu vereinen. Im Gegensatz zu anderen orthodoxen Marxisten zog er sich nicht in eine selbstbezogene scholastische Textanalyse wie Althusser zurück und nahm auch nicht jede modische ausländische Idee wie Sartre auf.

[...]

Nichts schreibt sich von allein!

Nur für Abonnenten

MAKROSKOP analysiert wirtschaftspolitische Themen aus einer postkeynesianischen Perspektive und ist damit in Deutschland einzigartig. MAKROSKOP steht für das große Ganze. Wir haben einen Blick auf Geld, Wirtschaft und Politik, den Sie so woanders nicht finden.

Dabei leben wir von unseren Autoren, ihren Recherchen, ihrem Wissen und ihrem Enthusiasmus. Gemeinsam scheren wir aus den schmaler werdenden Leitplanken des Denkens aus.

Wir verlassen die journalistische Filterblase, in der sich viele eingerichtet haben. Wir öffnen Fenster und bringen frische Luft in die engen und verstaubten Debattenräume.

Brauchen Sie auch frische Luft? Dann folgen Sie einfach dem Button.

ABONNIEREN SIE MAKROSKOP
Schon Abonnent? Dann hier einloggen!