Mehr Bidenomics wagen
Liebe Leserinnen und Leser,
willkommen in einer neuen Woche. Während sich Deutschland an die Schuldenbremse und den Glauben an den Markt klammert, gehen die USA andere Wege. Und das erfolgreich: Mit Bidenomics – einem Paket aus industriepolitischen Maßnahmen und mutiger Fiskalpolitik – sind die USA nicht nur aus der Corona-Krise um einiges besser als Deutschland herausgekommen. Auch jetzt noch befindet sich die US-Wirtschaft auf stabilem Wachstumskurs, während die deutsche Wirtschaft kaum das Vor-Corona-Niveau überschritten hat. Unbeeindruckt davon warnen deutsche Kommentatoren vor einer Überhitzung der amerikanischen Ökonomie durch exzessive Schuldenmacherei. Bei zu hoher Schuldenlast drohe Inflation, so das Argument.
Doch nicht nur hat Inflation andere Gründe als eine zu hohe Staatsverschuldung. Auch die Zinssteuerung zu ihrer Vermeidung ist wenig effektiv, weil nahezu in jedem Fall auf eine vorherige Zinserhöhung der Zentralbanken ein wirtschaftlicher Einbruch gefolgt ist. Bidenomics fußt hingegen auf den Prinzipien des Postkeynesianismus: Zentrales Ziel ist Vollbeschäftigung und die Minimierung von Arbeitslosigkeit. Investitionen in grüne Technologien mit Steuersenkungen bieten in dieser Hinsicht wertvolle Anreize. Heißt: Auch in Deutschland sollte die Losung gelten – mehr Schulden und nicht weniger.
Diese und weitere Themen finden Sie in unserer neuen Ausgabe:
- Krieg gegen das Selbst Der Wokismus ist nur das Symptom von etwas Schlimmerem. Es ist der beunruhigende Trend zur Dezivilisierung, der Sorgen machen sollte. Frank Furedi
- Ronaldo als Zwangsarbeiter des Staates Wer sich für soziale Gerechtigkeit oder eine intakte Natur einsetzt, stößt schnell auf die Frage nach der Legitimität von Eigentum. Die vielschichtige philosophische Diskussion ist jedoch wenig bekannt. Armin Groh
- Renten als Geschäftsmodell Geht es nach der CDU, soll die solidarische Umlagefinanzierung der Gesetzlichen Rentenversicherung eingefroren und durch ein kapitalgedecktes System ergänzt werden. Doch davon profitiert nur die Finanzwirtschaft. Hartmut Reiners
- Krisen mit gerechten Steuern und Solidarität begegnen Soll der gesellschaftliche Zusammenhalt gewährleistet werden, darf sich die Kluft zwischen Arm und Reich nicht weiter vertiefen. Entsprechend desaströs wäre es, würde der Solidaritätszuschlag abgeschafft. Christoph Butterwegge
- Wie Netanjahu westliche Studenten instrumentalisiert Unwissenheit, postkolonialer Unfug und Hass auf die westliche Gesellschaft in den Universitäten – Netanjahus Strategie der Wagenburgmentalität spielt das in die Karten. Yotam Givoli
- USA: Ist die Inflation wieder da? Gerade erholt sich die Weltwirtschaft von der Energiekrise, da beschwört Zeit-Autor Kolja Rudzio einen Staatsschulden-Trudel in den USA. Durch die Schuldenmacherei überhitze die US-Wirtschaft – doch die Ängste sind unbegründet. Malte Kornfeld
- US-Wirtschaft kühlt ab, bleibt aber auf Wachstumskurs Nach zwei starken Quartalen hat sich das Wachstum der US-Wirtschaft im Winter deutlich verlangsamt. Was sorgte für die Verlangsamung des Wachstumstempos? Wie steht es um die Lage der US-Wirtschaft mit Blick auf die zweite Jahreshälfte? Jörg Bibow
- So bedeutsam ist die Zinssteuerung Der neoklassische Mainstream setzt bei der wirtschaftspolitischen Steuerung auf die Zentralbank und ihren Zins. Die Fiskalpolitik soll sich zurückziehen. Warum das nicht zielführend ist und wie der Postkeynesianismus es vorgeblich besser macht. Florian Schaaf