Aus dem Lande der Fapoten
Ist die BRD des 21. Jahrhunderts mehr mit Fapotistan oder Absurdistan zu vergleichen? So oder so kommt der Satz aus Shakespeares "Hamlet" in den Sinn: "Ist’s Wahnsinn auch, so hat es doch Methode".
Das Land der Fapoten liegt, Geografie-Kundige werden es sicher wissen, gleich neben Absurdistan. Und wie ihre Nachbarn, die Absurdisten, glauben auch die medialen und politischen Eliten von Fapotien ganz fest an die Kraft des "Zeichen setzens". Aber bevor wir näher auf die aktuellen Zustände in Fapotien eingehen, sollten wir noch klären, warum die Fapoten nun ausgerechnet "Fapoten" heißen:
"Fapoten" ist schlicht eine Verballhornung von "verboten", und für ihre Verbote waren die Fapoten in ihrer mehrhundertjährigen Geschichte stets berühmt. Damals, als es das Fapotische Kaiserreich noch gab, meinten ausländische Spötter gar, in Fapotien sei einfach alles verboten, was nicht ausdrücklich von Amts wegen erlaubt sei. Nun ‒ so schlimm war es wohl in Wirklichkeit nie, gerade auch der letzte Kaiser von Fapotien war vermutlich in seinem tiefsten Innersten ein ganz jovialer Kerl (der übrigens in seinem späteren Exil ausgerechnet Holzhacken zur Lieblingsbeschäftigung erkor). Die Geschichte der Fapoten umfasst, wie schon erwähnt, mehrere Jahrhunderte, aber zur Ausbildung eines modernen Flächenstaates kam es, verglichen mit den Nachbarländern, relativ spät.
Umso augenfälliger ist die Abneigung der meisten Fapoten, sich mit der eigenen Geschichte zu befassen. Wer nach den medialen Diskussionen der Jetztzeit urteilen wollte, könnte den Eindruck gewinnen, dass es Fapotien überhaupt erst seit drei Jahrzehnten gäbe. Allerdings ereignete sich eben vor rund drei Jahrzehnten auch eine bedeutsame Zäsur, denn vorher existierten ein Klein-Fapotistan und ein Groß-Fapotistan. Ironisch überspitzt ausgedrückt: Alles, was in Klein-Fapotistan verboten war, war in Groß-Fapotistan erlaubt, und umgekehrt war in Groß-Fapotistan verboten, was in Klein-Fapotistan erlaubt war. Und durch einen der seltenen historischen Glücksmomente gelang vor rund drei Jahrzehnten die Verschmelzung der beiden Teilstaaten zum heutigen Fapotien. Und wäre hier ein Märchen zu erzählen, so könnten wir mit der bekannten Formel schließen: "So wiedervereint lebten Ost- und West-Fapoten glücklich zusammen bis an ihr selig Ende..."
Das ausufernde EU-Sanktionsregime
Beinahe hätten die wiedervereinten Fapoten im Jahre 2013 einen regelrechten "Outlaw" als Bundeskanzler bekommen. Denn der damals von der SPD als Kanzlerkandidat aufgestellte Peer Steinbrück bekannte öffentlich, sich angesichts des kommenden EU-Verbots konventioneller Glühlampen einen Vorrat von 100 (nach manchen Quellen 1000) solcher Lichtspender angelegt zu haben, um das Verbot wenigstens für sich persönlich umgehen zu können. Was wohl als Zeichen des Widerstandes gegen "EU-Regelungswut" gedacht war, kam aber beim Wahlpublikum eher schlecht an ‒ zu offensichtlich war, dass man sich solcherart "Widerstand" erst einmal finanziell leisten können musste. Dass Steinbrück speziell beim Thema Glühlampen gar nicht so falsch lag, wird er selbst kaum geahnt haben. Denn der Einspareffekt von LED-Lampen dürfte, bezogen auf den netto-Energieverbrauch, im privaten Bereich eher minimal sein.
Dabei hatte Steinbrück mit seiner Spitze gegen die EU-Regelungswut durchaus recht. So hat die bislang einzige Zusammenfassung der diversen EU-Rechtsvorschriften, im typisch hochtraben EU-Sprech Besitzstand der EU oder acquis de l’Union européenne genannt, einen Umfang von rund 85.000 Seiten, verteilt auf 31 Bände. Da niemand mehr diesen Wust an Regelungen überblicken kann, führt das in der Praxis dazu, dass praktisch alle Kleinunternehmen im EU-Raum irgendwann oder irgendwo gegen EU-Recht verstoßen ‒ freilich meist, ohne dass sie es selbst noch ihre Kunden wüssten. Um speziell das ausufernde EU-Sanktionsregime samt seinen immer kurzfristigeren Änderungen und Ergänzungen in den Griff zu bekommen, bieten verschiedene Software-Firmen gar spezielle Programme zur „Sanktionslistenprüfung" an.
Was einmal recht bescheiden mit der Definition von "Handelsklassen" für Gemüse begann, ist von den fleißigen Eurokraten zu einem eigenen Universum ausgebaut worden. Und um logische Widersprüche macht man sich keinen großen Kopf: So ist es zwar verboten, Konsumentenprodukte ohne die "CE-Kennzeichnung" in den Handel zu bringen, das Anbringen eines solchen Zeichens auf die Produkte ohne jegliche konkrete Prüfung auf "Konformität mit den EU-Regeln" vorzunehmen, jedoch nicht.
Und auch eine der neueren Schöpfungen der EU, die Verordnung zur Wärmedämmung von Gebäuden, hat eine schwer erkennbare Logik: Ob es wirklich Sinn macht, alle Gebäude in der EU ‒ von Lesbos bis Lappland ‒ auf das gleiche Wärmedämmungs-Niveau bringen zu wollen? Aber nichts, was in Brüssel ausgedacht wird, könnte nicht noch von der aktuellen Ampelkoalition und deren grüner Speerspitze übertroffen werden. Das nunmehr auf den Weg gebrachte "Gebäudeenergiegesetz" mit seinem impliziten Verbot von Gasheizungen ist der momentane Gipfelpunkt des gesetzgeberischen Wahnsinns.
Nach der Bekanntgabe des Verkaufs der Wärmepumpensparte des Marktführers Viessmann an einen US-Konzern zeigt sich auch, wer von diesem auf dem Verordnungsweg in Gang gesetzten Absatzboom profitieren soll: Wieder einmal unsere "Freunde" in den USA. Währenddessen zeigt sich der ministerielle Märchenonkel Habeck einerseits stolz über die nun endlich umgesetzte Abschaltung aller Kernkraftwerke in der BRD, während er der Ukraine selbstverständlich die Weiternutzung der vorhandenen AKWs gönnt und ein geradezu durchschlagend simples Argument dafür vorbringt: "Die sind ja gebaut."
Zeichen setzen
Mit immer neuen Verboten aus Brüssel oder Berlin wird der hiesige Bürger bedacht, so dass sich mancher doch schon in Fapotistan wähnt. Glühlampen, Verbrenner-Pkw, Gasheizungen etc. ‒ und andererseits werden Dinge zugelassen, die kein Mensch will und braucht, wie die Beimengung von Insektenmehl zu menschlicher Nahrung.
Auch vor dem Eindringen allzu kritischer Gedanken wird "homo europaeensis" zuverlässig abgeschirmt, manchmal holzhammerhaft wie mit dem Verbot russischer TV-Sender, manchmal dezent mit den "community guidelines", welche die Internet-Giganten in wohlwollender Abstimmung mit EU- und Nationalregierungen umsetzen und die man auch schlicht "Zensur" nennen könnte.
Gleichzeitig wird ein Neusprech mit "gendern" und "political correctness" vorexerziert, welches wohl das gedankliche Elend kaschieren soll ‒ oder einfach nur ein neuzeitliches Herrschaftsinstrument darstellt wie einst das an den europäischen Höfen gesprochene Französisch. Als Hofberichterstatter sind die Mainstreammedien auch bei den diversen "Zeichen setzen"-Inszenierungen integriert: Überall werden Zeichen gesetzt "gegen rechts", "gegen Antisemitismus", "gegen Rassismus", "gegen Klimaleugner" oder "für Vielfalt", "für die demokratischen Werte" oder "für die transatlantische Partnerschaft".
Aber während man die verbale "Antisemitismus-Keule" mittlerweile schon auf echte Juden anwendet, wenn sie sich kritisch mit dem eigenen Staat beschäftigen, werden Abgesandte des offen rassistischen ukrainischen ASOW-Regimentes mit Ehren empfangen. Doppelstandards sind offenbar der neue Goldstandard in Deutschland und der EU.
"Klimapolitische" Wirksamkeit
Dass diese Verbotsmanie ganz schnell existenzbedrohende Ausmaße annehmen kann, zeigt der Kampf der niederländischen Regierung gegen die eigenen Bauern. Dort will man um der Erlangung willkürlich festgelegter "Klimaschutzziele" willen hunderte, vornehmlich kleiner und mittelgroßer Landwirtschaftsbetriebe erst durch ein zwangsweises "Buy-out" in Regierungshand übernehmen und anschließend durch weitgehende Stilllegung derselben die Emissionen "auf Null" senken. Über die seit 2022 andauernden und mit großer Beteiligung stattfindenden Proteste dagegen wurde hierzulande kaum berichtet, was wieder für die Selbst-Gleichschaltung der Mainstream-Medien spricht.
Wenn man die "technischen" Verbote, zum Beispiel von Verbrenner-Pkw, Gasheizungen oder Glühlampen betrachtet, fällt auf, dass die sogenannte "Technologie-Offenheit" keine Rolle mehr spielt. Auf der einen Seite wird von Regierungsseite eine von Solar- und Windenergie im Überfluss gespeiste großflächige Umstellung auf Wasserstoff-Technologie "geplant", andererseits könnte gerade die erzwungene EU-weite "Transformation" zum batterie-elektrischen Auto (BEV) die Nutzung solcher Energieträger entscheidend ausbremsen. Lenkt man ‒ sowohl beim e-Auto als auch bei der zwangsweisen "Beglückung" der Bundesdeutschen mit Wärmepumpen ‒ auch noch den Blick auf den dadurch ausgelösten Ressourcen-Mehrverbrauch, erscheint auch die "klimapolitische" Wirksamkeit zweifelhaft.
Wahnsinn mit Methode
Ob die BRD des 21. Jahrhunderts nun mehr mit Fapotistan oder Absurdistan zu vergleichen ist, mag jeder für sich entscheiden. So oder so kommt der Satz aus Shakespeares "Hamlet" in den Sinn: "Ist’s Wahnsinn auch, so hat es doch Methode". Und es gibt ja zunehmend Bürger, die hinter der Regelungswut "Methode" oder besser Methoden und Nutznießer erahnen können. Man muss nur eins und eins zusammenzählen, um zu plausiblen Schlüssen zu kommen. In Politik und -Medien wird das rasch als "Verschwörungstheorie" abgetan, und solche "Verschwörungstheorien" sind, wie schon die Ex-Kanzlerin Angela Merkel in einer ihrer Ansprachen kategorisch feststellte, "unwahr und gefährlich".
Überhaupt gerieren sich die Regierenden spätestens seit Merkel als Ausführende einer "alternativlosen", von "Sachzwängen" bestimmten Politik. Oder aber sie sind von plötzlichen, „unvorhersehbaren“ Ereignissen überrascht, beispielsweise der Flüchtlingskrise von 2015. Die Reaktion auf diese "Schocks" sei wiederum nur Sachzwang-getrieben und mithin ebenso alternativlos.
Jeder Bürger, der diese Darstellungen zu hinterfragen versucht, ist auf dem besten Wege, das größte ‒ freilich selten ausgesprochene ‒ Verbot zu ignorieren: Das Denkverbot. Die Strafe ist nicht mehr wie im Mittelalter die "Bannbulle", sondern das ungleich elegantere "shadow banning".