Landraub mit grünem Etikett
Die Preise für Ackerland haben sich seit 2008 weltweit verdoppelt. Bäuerliche Familienbetriebe und andere arme ländliche Gemeinschaften geraten unter Druck. Diese Landnahmen verschlimmern Ungleichheit, Armut und Ernährungsunsicherheit.
Es ist ein weltweites Phänomen. Der neue IPES-Food report beleuchtet, wie mächtige Regierungen, Finanziers, Spekulanten und Agrarunternehmen sich zu günstigen Bedingungen und vorgeblich „grünen" Zwecken Land aneignen, um die Kontrolle über mehr Anbauflächen zu gewinnen. Beschleunigt wurde diese Landnahme, so der im Mai erschienene Bericht, durch gestiegene Lebensmittelpreise und den Finanzcrash in den Jahren 2007-08, der eine Zentralbankpolitik der quantitativen Lockerung und eine verstärkte Finanzialisierung auslöste. Vor allem der Anbau von Nutzpflanzen, die Gewinnung natürlicher Ressourcen, der Bergbau, die Entwicklung von Immobilien und Infrastruktur sowie für „grüne" Projekte, einschließlich Biokraftstoffe, erfordern immer weitere Nutzflächen.
Neu bei dieser Landnahme ist, dass infolge der meisten dieser Großdeals Ackerland von der Nahrungsmittelproduktion abgezogen wird. Stattdessen breitet sich eine „industrielle Landwirtschaft" aus, die nicht nur umweltschädlich ist, sondern auch die ländliche Armut und Landflucht verstärkt. Betroffen sind Kleinbauern, indigene Völker, Viehzüchter und ländliche Gemeinschaften. Sie werden verdrängt, weil landwirtschaftliche Familienbetriebe immer weniger rentabel sind.
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