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„Münzmangel“ in Entenhausen: Warum ein Comic-Bürgermeister versteht, wie Geld funktioniert

| 10. Juli 2025
@midjourney

Woran "Top-Ökonomen" regelmäßig scheitern, schafft ein Comic mit Dagobert Ducks Vermögen zu erklären. Die Geschichte aus Entenhausen ist nicht nur ein lustiges Fundstück für Kinder, auch Erwachsene können sich amüsieren – und viel dabei lernen.

Im Disney-Comic „Münzmangel“ von 1998 hat der Bürgermeister von Entenhausen mit einem ungewöhnlichen Problem zu kämpfen. Nicht, dass Entenhausen bankrott ist: Ein Gemeinwesen mit souveräner Währung kann in dieser nicht bankrottgehen. Das Problem ist also eher administrativer als finanzieller Natur: Entenhausen ist nicht das Geld, sondern sind eben nur die Münzen – genauer: die Taler – ausgegangen.

Für den Engpass ist eine gewisse Ente verantwortlich: Dagobert Duck. Sie betreibt überall in Entenhausen Unternehmen. Die Gewinne dieser Unternehmen fließen ihm in bar zu und dienen als Badewasser in seinem riesigen Geldspeicher auf einem grünen Hügel. Die Stadt ist nicht in der Lage, so schnell neue Münzen zu prägen, wie sie in Dagoberts Speicher fließen.

Ursache ist die hohe Sparneigung von Dagobert Duck: Er nimmt über seine Unternehmen Geld ein, gibt aber kaum etwas aus – er spart also. Wenn Dagobert mehr einnimmt als er ausgibt, muss jemand anderes mehr ausgeben als er einnimmt. Diese Aufgabe muss, solange Dagobert weiter hortet, die Regierung von Entenhausen übernehmen.

Dem Bürgermeister hat eine clevere Methode entdeckt, um das Problem anzugehen: Anstatt viele neue Material- und Produktionskosten durch die Prägung der fehlenden Münzen zu verursachen, lässt er nur einen (weitaus günstigeren) Geldschein drucken. Dessen Nennwert entspricht genau der Höhe von Dagoberts Münzvorrat. Gemäß den Gesetzen von Entenhausen darf der Bürgermeister Dagoberts Bargeld beschlagnahmen und ihm dafür den Schein ausstellen.

Der Bürgermeister muss das erforderliche Geld nicht erst über Steuern einsammeln oder mittels einer Anleihe borgen. Im fortschrittlichen Finanzsystem von Entenhausen kann er der Zentralbank befehlen, die Banknote aus dem Nichts zu schaffen.

Dagobert ist wirtschaftlich weder besser noch schlechter gestellt: Statt seines Geldes in Münzen besitzt er es nun in Form eines Scheins. Er empfindet sich in diesem Moment trotzdem als schlechter gestellt, denn auf dem Schein kann er nicht so schön baden wie im Münzspeicher.

Wie die Münzen jetzt an die Bürger von Entenhausen verteilt werden, geschieht im Comic leider offscreen. Im Wesentlichen hat die Stadt zwei Wege, die Münzen in Umlauf zu bringen:

  1. Städtische Ausgaben: Die Stadt begleicht Forderungen (zum Beispiel Rechnungen für Büromaterial) in bar und zahlt die Löhne seinen Beamten und Angestellten bar aus.
  2. Bankensystem: Geschäftsbanken nehmen Kredite bei der Zentralbank auf und lassen sich diese in bar, in Münzen, auszahlen. Kunden können dann ihre Geldscheine bei den Banken in Münzen wechseln oder Einlagen bar auszahlen lassen.

Aber würde diese Art der Münzgewinnung nicht zu massiver Inflation führen? Immerhin hat Entenhausen die Geldmenge um den Inhalt des Geldspeichers erhöht! Nein, diese Politik führt nicht zu Inflation. Solange die Münzen in den Tresoren der Zentralbank oder der Geschäftsbanken liegen, erhöhen sie nicht die umlaufende Geldmenge und haben keinerlei inflationäre Wirkung.

Selbst wenn alle Münzen ausgegeben würden – etwa indem der Bürgermeister sie den Bürgern einfach schenkte – käme es nicht zu einer massiven Inflation. Auf der einen Seite stehen die Unternehmen von Dagobert Duck, die Güter und Dienstleistungen anbieten wollen, auf der anderen Seite die Bürger von Entenhausen, die diese erwerben wollen. Dazwischen steht nur der Mangel an passenden Zahlungsmitteln – den Münzen. In dieser Situation wäre eine Erhöhung der Preise unklug, denn damit würden sie einen Konkurrenznachteil gegenüber Unternehmen riskieren, die ihre Preise konstant halten.

Stattdessen belebt der zusätzliche Münzumlauf die Wirtschaft Entenhausens. Wie die Sekretärin Fräulein Rührig Onkel Dagobert und uns erklärt: „Jetzt, wo die Menschen wieder Kleingeld in der Tasche haben, geben sie es mit vollen Händen aus! Ihre Geschäfte laufen wie nie zuvor.“

Doch die Stadt wird bald wieder gezwungen sein, einen neuen Schein drucken zu lassen, also Geld aus dem Nichts zu schaffen. Auf den Bildern ist zu sehen, wie LKWs voller Münzen seinen Geldspeicher ansteuern – die Einnahmen seiner Unternehmen. Dagobert nimmt also erneut Geld ein, ohne es auszugeben. Solange er das tut, muss die Regierung von Entenhausen zusätzliches Geld schaffen und in Umlauf bringen.

Übrigens endet der Comic damit, dass Dagobert den Schein der Stadt verwendet, um damit ein zerbrochenes Fenster zu flicken. Er verweist auf seine Expertise als Fachmann: „Geld als solches ist ohne jeden Wert. Den erhält es erst dadurch, dass man es sinnvoll einzusetzen weiß.“