Ein (nahezu) irisches Unternehmenssteuerniveau für die Welt?
Die Einigung einer sehr großen Gruppe von Ländern auf eine globale Mindeststeuer von 15 Prozent auf Unternehmenserträge ist ein Fortschritt. Aber eine Besteuerung nicht weit über dem irischen Dumpingniveau erreicht genau das nicht, was man mit hohen Steuern erreichen könnte und sollte.
Dieser Tage bringt die Financial Times eine Geschichte über den Widerstand Irlands und einiger anderer kleiner Steueroasen gegen die (inzwischen 130 Ländern und den Finanzministern der G 20 beschlossene) globale 15prozentige Mindeststeuer für große global agierende Unternehmen, die einen zu Tränen rühren könnte. Das arme kleine Land, das so viel Armut und Abwanderung ertragen musste, und das vor allem dank eines mutigen Steuerbefreiungsschlages in den 1980er Jahren wie Phoenix aus der Asche hervorstieg und heute seinen Bürgern einen Lebensstandard bieten kann, der keinen Vergleich scheuen muss, sieht sich existentiell bedroht.
Das ist eine schöne Geschichte und sie wird seit vielen Jahren von irischen Politikern mit großer Emphase erzählt. Es ist aber höchstens die halbe Wahrheit für Irland und weit weniger als die halbe für die Welt. Irland hat sich zweifellos von einem armen kleinen Land zum „keltischen Tiger“ gemausert, weil es das gemacht hat, was kleine Länder immer wieder erfolgreich praktizieren: Sie nutzen Nischen aus und bereichern sich auf Kosten ihrer großen Nachbarn. Genauso haben es übrigens die Niederlande mit ihrem Lohndumping in den 1980er Jahren gemacht und auch die Schweiz zieht viele Unternehmen an, weil sie den Unternehmen niedrige Steuern bietet und deren Eigentümern und Topmanagern noch dazu.
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