Geld und Gott

Geld als Atavismus

| 21. September 2022
istock.com/Martina_L

Basiert die Akzeptanz staatlichen Geldes auf der Furcht der Individuen vor staatlicher Zwangsvollstreckung, wie die Modern Monetary Theory sagt? Oder funktioniert Geld als kollektive Illusion nach dem Muster des Heiligen?

Geld ist eine volkswirtschaftliche Ressource, die – entgegen der Darstellung in den meisten VWL-Lehrbüchern – nicht knapp ist. Im Gegenteil: Geld steht als Artefakt im Gegensatz zu natürlichen Ressourcen praktisch unbegrenzt zur Verfügung. Dass sich diese Erkenntnis – von entsprechender praktischer Handhabung zu Gunsten der Mehrheit ganz zu schweigen – nicht weiter durchsetzt, ist möglicherweise keine Frage des politischen Willens, sondern der besonderen Struktur des Geldes als weltliches Heiligtum.

Im klassischen Athen gab es den grausamen aber offenbar effektiven Brauch, Sündenböcke (pharmakoi) vorzuhalten, um im Falle öffentlicher Gefahr oder Unbill den die Ordnung bedrohenden Volkszorn auf sie umzulenken, was für die Betroffenen regelmäßig in tödlicher Brutalität endete.

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