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Evelyn Palla übernimmt bei der Deutschen Bahn – neue Chancen für Finanzierungsspielräume

| 25. September 2025

Mit Evelyn Palla übernimmt erstmals eine Frau die Führung der Deutschen Bahn. Die bisherige DB-Regio-Chefin steht für operative Erfolge im Nahverkehr – und könnte damit auch Investitionsspielräume für den Gesamtkonzern stärken.

Zum ersten Mal in ihrer 185-jährigen Geschichte wird die Deutsche Bahn von einer Frau geführt: Ab Oktober übernimmt Evelyn Palla den Vorstandsvorsitz. Die 48-Jährige leitete bislang die Tochtergesellschaft DB Regio, wo sie durch eine Personaloffensive Ausfälle senkte und den Regionalverkehr in die Gewinnzone zurückführte. Allein 2024 stellte das Unternehmen 6.800 Beschäftigte neu ein, wodurch personalbedingte Zugausfälle zurückgingen und erstmals seit 2020 wieder schwarze Zahlen geschrieben wurden.

Die Erfolge im Nahverkehr könnten für den Konzern von größerer Bedeutung sein, als es auf den ersten Blick scheint. Denn sie eröffnen die Möglichkeit einer Eigenkapitalerhöhung durch den Bund – eine Maßnahme, die formal als finanzvermögensneutral gilt und deshalb die Schuldenbremse umgeht. Voraussetzung ist allerdings, dass die Zuschüsse nicht zur Verlustdeckung dienen. Bei der DB AG als Gesamtkonzern droht dies zu scheitern: Eine Erhöhung des Eigenkapitals läuft Gefahr, haushaltsrechtlich als Verlustdeckung interpretiert zu werden, schreibt der Mutterkonzern doch seit Jahren rote Zahlen. Bei profitablen Töchtern wie DB Regio ist eine solche Interpration unwahrscheinlich.

Die Frage ist, ob dieser zusätzliche Finanzierungsspielraum notwendig wird. DB-Aufsichtsratschef Werner Gatzer bezifferte die Investitionslücke Anfang des Jahres auf rund 150 Milliarden Euro bis 2034 – 80 Milliarden für die Modernisierung bestehender Infrastruktur, 70 Milliarden für Ausbau und Neubau. Das entspräche 15 Milliarden Euro jährlich. Im Haushalt 2025 sind 22 Milliarden Euro für Bahn-Investitionen vorgesehen, knapp neun Milliarden davon aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität. Nach Angaben des Finanzministeriums sollen bis 2029 „deutlich über 100 Milliarden Euro“ zur Verfügung gestellt werden.

Ob diese Mittel ausreichen, bleibt offen. Entscheidend ist, welche Lücke 2029 noch klafft – und ob die Nachfolgeregierung bereit wäre, sie in den verbleibenden Jahren bis 2034 zu schließen. Sollte dies nicht geschehen, könnte die Option einer Eigenkapitalerhöhung wieder in den Vordergrund rücken. Dass DB Regio unter Palla erstmals wieder verlässlich Gewinne liefert, verbessert die Voraussetzungen dafür erheblich.