Makroskop
Frag‘ den MAKRONAUTEN

Wie belastet oder fördert Sparen unsere deutsche Volkswirtschaft?

| 14. Oktober 2025

Ob und wie viel in einer Volkswirtschaft gespart wird, hat einen großen Effekt auf die wirtschaftliche Lage. Entscheidend aber ist auch, wer spart.

In unserer neuen Rubrik „Frag‘ den MAKROnauten“ können Leserinnen und Leser der Redaktion Löcher in den Bauch fragen.

Einer unserer Leser wollte wissen: „Was passiert genau beim Sparen? In Deutschland werden jedes Jahr ca. 300 Milliarden Euro gespart, aktuell sogar 350! Wer spart? Wo fließt das Geld hin? Wo kommt es her?  Sollte man das Sparen nicht regulieren? Wie belastet oder fördert Sparen unsere deutsche Volkswirtschaft?“

Lieber Leser,

danke für die gute Frage! Ob und wie viel in einer Volkswirtschaft gespart wird, hat einen großen Effekt auf die wirtschaftliche Lage und die Verteilung des Vermögens in einem Land. Die nationale Ersparnis genauer unter die Lupe zu nehmen, gibt also wertvollen Aufschluss über die Wirtschaft eines Landes.

Wichtig zu unterscheiden ist zuerst einmal, wer spart. Der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung folgend lässt sich die Ökonomie eines Landes in verschiedene Sektoren unterteilen: die privaten Haushalte, die privaten Unternehmen, den Staat sowie das Verhältnis zum Ausland. Grundsätzlich gilt dabei: Die Einnahmen der einen sind die Ausgaben der anderen.

Wenn der Privatsektor in einer geschlossenen Volkswirtschaft also viel spart, muss der Staat sich dementsprechend verschulden – und umgekehrt. Befinden wir uns in einer offenen Volkswirtschaft, die mit anderen Ländern handelt, könnten theoretisch auch alle inländischen Sektoren einen Überschuss erzielen und das Ausland macht die Schulden. In diesem Fall erzielt das sparende Land einen Leistungsbilanzüberschuss.

Für die Situation in Deutschland im Jahr 2024 geben die Ameco-Daten der EU Aufschluss. Demnach sparten die Haushalte rund 300 Milliarden Euro und die Unternehmen rund 40 Milliarden. Demgegenüber steht ein Defizit des Staates von rund 118 Milliarden. Im Vergleich zum Ausland ergibt sich ein Überschuss von 220 Milliarden. Insgesamt hat der deutsche Privatsektor also gespart und der Staat sowie das Ausland haben die Schulden gemacht.

Wird Geld gespart, ist es dem Wirtschaftskreislauf erstmal entzogen und kann keine gesamtwirtschaftliche Nachfrage erzeugen. Wenn Unternehmen sparen, schwächt das wahlweise die privaten Investitionen oder über die Löhne den privaten Konsum und somit die Gesamtwirtschaft. Gleiches gilt für den Staat. Auch das Sparen der Haushalte reduziert die Nachfrage. Weniger Nachfrage bedeutet folglich auch wieder geringere Einnahmen der Unternehmen – ein Teufelskreis.

Die fehlende inländische Nachfrage kann über Exportüberschüsse auch ins Ausland ausgelagert werden, wie es Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten gemacht hat. Nur so war etwa die schwarze Null unter Finanzminister Schäuble überhaupt möglich. Das bedeutet aber auch eine Verschuldung des Auslands und das Risiko internationaler Instabilität – man macht sich von der Auslandsfrage abhängig.

Je nachdem, wer in der Volkswirtschaft wie viel spart, erzeugt das Sparen beispielsweise eine marode und veraltete Infrastruktur, geringe Löhne oder einen abgebauten Sozialstaat. Neben den Effekten auf die Nachfrage wirkt sich das auch auf die Verteilung der Vermögen in einem Land und somit auf die politischen Machtverhältnisse aus.

Das ist am Ende auch eine politische Entscheidung. Durch eine aktive Politik kann der Staat gezielte Anreize setzen und die privaten Ersparnisse ausgleichen.   

Stellen auch Sie uns Fragen, die Sie beschäftigen! Wir schauen, ob wir Antworten liefern können. Natürlich geht es um Ökonomie – aber die ist im Zweifel ein weites Feld. Vielleicht können wir, die Redaktion, Ihre Fragen direkt beantworten, vielleicht müssen wir einen unserer Autoren um Hilfe bitten. Und wenn die Frage von allgemeinem Interesse sein könnte, setzen wir uns in unsere MAKROnauten-Raumkapsel und suchen das wissenschaftliche Weltall nach einer Antwort ab. Die Frage und die Antwort werden wir im Magazin veröffentlichen (selbstverständlich wird Anonymität gewahrt).

Fragen an: redaktion@makroskop.eu