Makroskop
Editorial  

Energiewende: Die unsichere Revolution

| 23. Oktober 2025
Tim Mossholder / Unsplash

Liebe Leserinnen und Leser,

die deutsche Energiewende steckt in einem gefährlichen Abschnitt der Transformation: dem Übergang von der fossilen Vergangenheit in eine postfossile Zukunft. Die politische Rhetorik ist mitunter großspurig, die Realität aber bleibt kleinteilig. Zwischen dem überhitzten Streit um Wärmepumpen und den kalten Zahlen der Versorgungssicherheit droht der Kern der Energiewende aus dem Blick zu geraten: Sie ist kein moralisches Projekt, sondern ein technologisches und soziales.

Zwei Texte in dieser Ausgabe zeigen, warum das so ist. Julien Niemann fordert eine Energiepolitik, in der der Staat die alle verfügbaren Technologien nüchtern prüft – und die besten systematisch fördert. Repowering statt Flächenstreit, Wärmespeicher statt Rückbau, Wasserstoffinfrastruktur statt Symbolpolitik. Deutschland könne seine Energiewende nur meistern, wenn der Staat sich als strategischer Akteur begreift – sprich: als Koordinator eines industriellen Projekts von nationaler Bedeutung.

Lukas Poths beschreibt anhand verschiedener tagesaktueller Fallbeispiele, wie schwierig der deutsche Aufbruch in die Post-Gas-Ära bleibt. Zwischen EU-Beihilferecht, überlasteten Kommunen und wachsender sozialer Ungeduld entscheidet sich, ob die Energiewende als Fortschritt oder als Zumutung wahrgenommen wird. Wenn Energiepreise, Netzentgelte und Sanierungspflichten die Menschen überfordern, kippt Akzeptanz in Ablehnung – und das ist politisch brandgefährlich.

 „Make it safer, not later“, ist die Quintessenz von Poths – ein Satz, der die Lektion vieler überhitzter Reformversuche auf den Punkt bringt. Das Gute: Lösungen liegen längst auf dem Tisch.