Mileis Argentinien: Im Zangengriff von Washington und Peking
Währungsrevolution oder Abhängigkeit? Javier Mileis Kurs der Dollarisierung senkt zwar die Inflation – doch dabei verliert Argentinien die Kontrolle über die eigene Geldpolitik, den Sozialstaat und seine wirtschaftliche Zukunft.
Das ultraliberale Projekt unter Führung von Javier Milei kam mit einem ebenso einfachen wie radikalen Versprechen an die Macht: die Inflation durch die Dollarisierung an der Wurzel zu packen und – in den Worten Mileis – „die Zentralbank zu sprengen” (dinamitar el Banco Central). Dies sei die endgültige Lösung für Argentiniens makroökonomische Instabilität – für die Wechselkursvolatilität, die anhaltende Inflation und das chronische Misstrauen gegenüber dem Peso. Es ist ein Konzept aus den 1990er-Jahren. Zu Zeiten des Washington-Konsensus galt die Dollarisierung als „natürlicher” Ausweg aus der Währungsvolatilität peripherer Volkswirtschaften.
Tatsächlich kann Milei nach fast zwei Jahren Amtszeit eine deutliche Inflationsreduktion vorweisen: Nach einer Hyperabwertung von 125 Prozent im Dezember 2023 erreichte die monatliche Inflation 25 Prozent und sank dann allmählich auf etwa 2 Prozent im September 2025. Dieser Stabilisierungsschock wurde durch eine drastische Eindämmung der Einkommen der Beschäftigten im öffentlichen Dienst und der Rentner ermöglicht, die etwa 20-25 Prozent ihrer Kaufkraft verloren. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosigkeit von 5,7 auf 7,6 Prozent. Während die Wirtschaft stagniert, wächst der informelle Sektor.
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