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Löhne halten mit Lebensmittelpreisen nicht Schritt – Einkauf im Supermarkt bleibt teuer

| 28. Oktober 2025
IMAGO / Michael Gstettenbauer

Die Inflation sinkt, doch die Kaufkraft bleibt schwach: Lebensmittel sind seit 2020 um ein Drittel teurer, doch die Löhne halten nicht mit. Die Lücke zur Preisentwicklung in den Supermärkten droht zur neuen Normalität zu werden.

Die von der Energiekrise 2022 ausgelösten starken Preissteigerungen sind passé. 2024 lag die Inflation in Deutschland bei 2,2 Prozent und damit nahezu im Zielkorridor der Europäischen Zentralbank. Auch für 2025 zeichnet sich ab, dass die jährliche Teuerungsrate in einem ähnlichen Rahmen bleibt.

Doch die Gesamtinflation allein spiegelt nicht die reale Kaufkraft wider. Vor allem beim Wocheneinkauf im Supermarkt machen sich die gestiegenen Preise bemerkbar. Seit dem zweiten Quartal 2020 sind die Lebensmittelpreise um 34 Prozent gestiegen, während die Löhne im selben Zeitraum nur um 26 Prozent zunahmen. Das bedeutet: Ein durchschnittlicher Verbraucher kann sich 2025 rund 7,7 Prozent weniger Lebensmittel leisten als fünf Jahre zuvor. Diese Lücke zwischen Preis- und Lohnentwicklung verdeutlicht, was viele an der Supermarktkasse spüren – aber im Verbraucherpreisindex kaum sichtbar wird.

2023 war die Lücke zwischen Preisen und Löhnen beim Lebensmitteleinkauf mit 13 Prozentpunkten am größten. Im Jahr darauf holten die Löhne zwar etwas auf – der Abstand sank auf 8,6 Prozentpunkte. 2025 jedoch stockte der Aufholprozess: Die Lücke schrumpfte nur noch leicht auf 7,7 Prozentpunkte. Damit droht eine sinkende Kaufkraft im Supermarkt zur neuen Normalität zu werden. Da einkommensschwache Haushalte einen größeren Anteil ihrer Ausgaben für Lebensmittel verwenden, sind sie besonders stark betroffen.

Dieser alltägliche Kaufkraftverlust bei der Grundversorgung ist sozial und politisch brisant. Laut einer Umfrage der R+V-Versicherung sorgen sich 52 Prozent um steigende Lebenserhaltungskosten, damit zählen steigende Verbraucherpreise zu den wichtigsten politischen Themen der Deutschen. In der Talkshow „Hart aber fair“ forderte Jan van Aken, die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, die derzeit sieben Prozent beträgt, vollständig zu streichen. Britta Schautz von der Verbraucherzentrale sprach sich dafür aus, die Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte gezielt zu senken.

Die Debatte ist nicht neu. Spanien hat bereits 2023 die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel gestrichen. In Deutschland nahm die Partei die Linke die Forderung in ihr Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2025 auf. Die SPD plädiert in ihrem Programm für eine Senkung auf fünf Prozent. Auch Markus Söder sprach sich 2023 dafür aus, die Steuer vollständig zu streichen. In den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung hat es die Mehrwertsteuersenkung allerdings nicht geschafft.

Die steigenden Lebensmittelpreise sind in doppelter Hinsicht ein Problem: Verbraucher bangen beim Einkauf um ihre Ausgaben, die Supermärkte verzeichnen Umsatzeinbußen. Trotz Vorstößen aus unterschiedlichen Richtungen und breiter öffentlicher Aufmerksamkeit bleibt unklar, ob die Regierung tatsächlich Maßnahmen ergreifen wird.