Unbesucht und ausgeliefert
Bis neulich schien noch alles gut für die alten Menschen in Deutschland – einem Land, in dem Heime eine Durchschnittsnote von 1,2 aufwiesen. In diesem Paradies geriatrischer Betreuung lässt es sich ohne Besuch gut aushalten, oder?
Wer zuletzt einen alten pflegebedürftigen Menschen in der Familie hatte und auf der Suche nach einen Betreuungseinrichtung war, hatte die Qual der Wahl. Nicht eine Wahl im Mittelmaß, sondern eine auf höchster Qualitätsebene. Man musste einen Markt sondieren, der sich aus Pflegeeinrichtungen zusammensetzte, die im Schulnotendurchschnitt auf 1,2 kamen. Man konnte man aus dem Vollen schöpfen, eine Qualitäts- und nicht nur eine Quantitätswahl treffen. Das hat man nicht so oft.
Dieser sogenannte Pflege-TÜV galt bis dato vielen als Erfolgsmodell. Immer wieder wurde von verschiedenen Stellen kritisiert, dass dieses Bewertungssystem nicht die Realität abbilde. Der Notenschnitt spreche dafür, dass da was nicht stimmen könne: Man brauche nun wahrlich keinen allzu großen Einblick in die Altenpflege zu haben, um das wenigstens erahnen zu können. Karl Lauterbach, der noch unter der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt an der Entstehung dieses TÜVs mitgearbeitet hat, schob diese Kritik stets beiseite: Besser sei so eine Vergleichsoption als gar keine.
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