Makroskop
Trump-Deals

Wie Trump das Weiße Haus zum Geschäftsmodell macht

| 02. Dezember 2025
IMAGO / UPI Photo

Kryptowährungen, Immobilienprojekte, millionenschwere Geschenke: Donald Trump verknüpft politische Macht und private Geschäftsinteressen so eng wie kaum ein Präsident zuvor.

Donald Trump ist gewiss nicht der erste Politiker, der ein Amt nutzt, um seiner Familie „Geschäftsmöglichkeiten“ zu eröffnen. In einem System praktisch unbegrenzter Wahlkampfspenden, wie in den Vereinigten Staaten, scheint die Loyalität vieler Amtsträger ohnehin eher großen Geldgebern zu gelten als den Wählern.

Doch Trump hat die Ausschöpfung solcher Möglichkeiten während seiner Präsidentschaft auf ein bislang kaum gekanntes Niveau gehoben. Für jemanden, der einst versprach, den Einflussfilz rund um das Weiße Haus „trockenlegen“ zu wollen, zeigt er bemerkenswert wenig Skrupel dabei, das Amt selbst zur Einnahmequelle zu machen.

Seine Familie betreibt sogar eigene Kryptowährungsgeschäfte. Man stelle sich vor: ein Staatsoberhaupt, das parallel eine alternative Privatwährung vertreibt.

Diese Großzügigkeit gegenüber sich selbst geht einher mit dem gezielten Abbau rechtlicher und institutioneller Kontrollmechanismen, die ihn zur Rechenschaft ziehen könnten. Antikorruptionsstrukturen wurden geschwächt oder demontiert.

Trotzdem stufen große US-Medien die Vermischung politischer Macht mit privaten Geschäftsinteressen kaum als ernsthaftes Problem ein.

Ein besonders aufschlussreiches Beispiel ist der Abriss des Westflügels des Weißen Hauses, um dort einen neuen Ballsaal zu errichten. Diese symbolträchtige Baumaßnahme erinnert an die Tradition monarchischer Repräsentationsarchitektur, wo Herrscher in prachtvollen Sälen Hof halten und Gefälligkeiten verteilen. Noch ist der Ballsaal im Bau, und Trump streitet sich mit dem Architekten – dennoch existiert bereits eine Liste großzügiger Spender, die sich mit ihrer Unterstützung beim Präsidenten beliebt machen wollen.

Darunter finden sich große Unternehmen wie Microsoft, Coinbase, Palantir, Lockheed Martin, Amazon und Google, aber auch zahlreiche weitere Firmen und Einzelpersonen. Ob sie später zu festlichen Veranstaltungen geladen werden oder ob im Ballsaal Sponsorenplaketten hängen werden, weiß derzeit niemand.

Wie viel Geld Trump und seine Familie im zweiten Amtsanlauf tatsächlich verdient haben, lässt sich nur schwer beziffern. Das Magazin The New Yorker schätzte im August die Summe auf mindestens 3,4 Milliarden Dollar – ein spekulativer Wert, der politische Spenden nicht einmal berücksichtigt. Und genau dort fließen beträchtliche Vermögenswerte: Wie der Economist berichtete, überreichte eine Delegation Schweizer Geschäftsleute dem Präsidenten jüngst einen Goldbarren und eine Rolex als „Geschenk für seine Bibliothek“. Katar wiederum schenkte ihm ein Präsidentenflugzeug im Wert von 400 Millionen Dollar, ebenfalls als Zuwendung für besagte „Bibliothek“.

Wie schon in der ersten Amtszeit nutzt die Trump-Familie das Feld der Immobilienwirtschaft intensiv, ihr traditionelles Kerngeschäft. Trumps Vermögenswerte liegen formal in einem von der Familie kontrollierten Trust; wie viel Gewinn letztlich zu ihm selbst zurückfließt, ist unklar.

Parallel expandiert die Familie international: von Wolkenkratzern bis zu Golfplätzen in Ländern, deren Regierungen regelmäßig mit dem US-Präsidenten in Kontakt stehen, darunter Saudi-Arabien, Katar, Vietnam und das Vereinigte Königreich. Eric Trump weist jede politische Einflussnahme zurück und behauptet, diese Staaten setzten schlicht auf die „Marke Trump“.

Auch die Trump-Hotels verzeichnen regelmäßig höhere Belegungszahlen, sobald Trump im Amt ist. Der Präsident scheut sich nicht, seine eigenen Golfanlagen prominent zu nutzen, dort zu tagen oder Staatsoberhäupter zu empfangen – zuletzt etwa Chinas Präsident Xi Jinping in Mar-a-Lago. Ausländische Delegationen und Hunderte Regierungsvertreter werden auf Trump-Immobilien einquartiert, die Kosten trägt entweder ihr eigener Staat oder die US-Regierung. Ein Vertreter eines anderen Landes erklärte offen, warum er in Washington im Trump-Hotel logierte: Es sei schlicht höflich, dem Präsidenten zu signalisieren, dass man seine Geschäfte schätze.

Auch neue Geschäftsfelder erschließt die Familie: etwa den Start eines Trump-Mobilfunkanbieters in Kooperation mit T1 Mobile.

Den größten Geldstrom aber liefern offenbar Kryptowährungsprojekte. Laut Reuters erzielten die Trumps allein im ersten Halbjahr 2025 mindestens 800 Millionen Dollar aus dem Verkauf digitaler Vermögenswerte. Eric Trump, Donald Trump Jr. und Barron Trump gründeten gemeinsam mit Zack und Alex Witkoff – Söhnen des Trump-Sondergesandten Steven Witkoff – die Firma World Liberty Finance. Reuters bezeichnete sie als „globalen Krypto-Geldautomaten der Trump-Familie“. Die Familie verfügt sogar über eine eigene Kryptowährung namens $TRUMP.

Weshalb Investoren weltweit solche Summen in die Trump-Krypto-Projekte stecken, bleibt weitgehend rätselhaft.

Hinzu kommt ein weiteres Signal: Trump begnadigte kürzlich Changpeng Zhao, den Gründer von Binance, der größten Kryptobörse der Welt, der wegen schwerer Geldwäschevorwürfe verurteilt worden war. Laut Medienberichten half Zhao der Trump-Familie bei ihren Kryptogeschäften. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, erklärte, Zhao sei ein Opfer der „Anti-Krypto-Agenda“ der Biden-Regierung gewesen und Trump habe lediglich seine verfassungsmäßigen Befugnisse ausgeübt.

Im üblichen Stil bestreitet Trump, Zhao überhaupt zu kennen. Zugleich gibt es Berichte, wonach er in anderen Fällen die Spendenhistorie jener Personen zitierte, die um ein präsidentielles Begnadigungsgesuch baten.

Wie stark die geschäftlichen Interessen der Trump-Familie die Politik der US-Regierung und internationale Entscheidungen beeinflussen, ist eine der dringendsten Fragen dieser Zeit – doch sie wird in großen Medien nur selten ernsthaft diskutiert.

Der Historiker Rutger Bregman äußerte in einem Bericht für die BBC, Trump sei möglicherweise der „offen korrupteste Präsident der amerikanischen Geschichte“. Als die Aufnahme später online erschien, war dieser Teil der Rede allerdings offenbar herausgeschnitten.