Die Weltwirtschaft im MAGA-Strudel
Liebe Leserinnen und Leser,
Donald Trump ist die unbekannte Gleichung für die Weltwirtschaft. Was plant er wirklich – und was bedeuten diese Pläne für den globalen Handel oder die europäische Industrie? Was hieße Trumps 100-Prozent-Zoll-Drohung für den Dollar und die US-Staatsfinanzen?
Trumps Warnungen an die BRICS-Staaten – allen voran China –, 100-prozentige Steuern auf die Importe aus jedem Land erheben, das sich nicht verpflichtet, den Dollar als Reservewährung beizubehalten, sollen Macht und Status der US-Währung stärken. Doch zum einen ist das eine Drohung gegen eine Entwicklung, die mit ziemlicher Sicherheit nicht eintreten wird. Der US-Dollar war seit 1985 nicht mehr so stark wie heute.
Zum anderen würde dieses Vorhaben im krassen Widerspruch zu Trumps erklärten Ziel stehen, die US-Wirtschaft im internationalen Handel wettbewerbsfähiger zu machen, wie Dean Baker und Jörg Bibow in dieser Ausgabe erläutern. Ein höher bewerteter Dollar vergrößert das Handelsbilanzdefizit der USA, statt es zu verringern. Erschwerend hinzu kommt: derart hohe Zölle auf chinesische Importe schaden den USA mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr als China.
Das gleichzeitige Versprechen widersprüchlicher wirtschaftspolitischer Ziele ist fast schon so etwas wie ein Markenzeichen Trumps. Gleiches gilt für die US-Finanzpolitik: Wie schon während seiner ersten Präsidentschaft will der MAGA-Mann Steuern senken und gleichzeitig Bundesschulden abbauen. Eine finanzpolitische Quadratur des Kreises, der irgendwann auch die Finanzmärkte überdrüssig werden könnten. Noch herrscht dort „Flitterwochen“-Euphorie – doch auch die endet bekanntlich.
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