Kommentar

Abe-san investiert

| 28. Juli 2016

Anders als die deutsche, hat die japanische Regierung unter Premierminister Shinzo Abe begriffen, dass es keinen Wohlstand ohne öffentliche Investitionen gibt. Noch erstaunlicher: Man begreift auch, dass die Investitionen des Staates nicht vom absoluten Stand der staatlichen Schulden abhängig gemacht werden dürfen. Woher kommt die kollektive Begriffsstutzigkeit in Deutschland und Europa?

Der japanische Premierminister Shinzo Abe ist seit Beginn seiner Amtszeit dadurch aufgefallen, dass er sich nicht scheute, herrschende ökonomische Dogmen über den Haufen zu werfen (wir haben das unter anderem hier ausführlich erläutert). Man hat folglich eine ganze volkswirtschaftliche Ausrichtung nach ihm benannt: Abenomics. Das war im Prinzip ein sehr erfolgversprechender Ansatz, aber auch er ist letztlich nicht erfolgreich gewesen, weil es Shinzo Abe nicht gelungen ist, die Lohndeflation in seinem Land zu durchbrechen.

Nun schickt sich Herr Abe erneut an, der Welt zu zeigen, dass sein Land nicht wie Europa darauf warten wird bis ein Aufschwung vom Himmel fällt, sondern dass der Staat auch dann agieren kann, wenn der Schuldenstand so hoch ist wie derzeit in Japan, nämlich etwa 250 Prozent des BIP. Man bedenke: In Europa werden Länder offiziell dafür bestraft, dass sie in einer tiefen Rezession bei wesentlich höherer Arbeitslosigkeit als in Japan nicht mit Gewalt versuchen, den Schuldenstand auf 60 Prozent des BIP zu bringen.

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