Kommentar

Das Problem mit der kapitalgedeckten Rente

| 02. Juli 2020
istock.com/VictorHuang

Von den rund 31 Milliarden Euro an Rentenzahlungen pro Jahr gehen 8,4 Milliarden Euro an Vermögensverwalter in London und New York und an den niederländischen Rentensektor. Dieses Geld kann viel besser ausgegeben werden.

Nachdem die niederländische Gewerkschaft FNV letzte Woche dem von langer Hand geplanten Rentenabkommen nicht zugestimmt hatte, erschien im Fernsehen ein sehr mürrischer Wouter Koolmees. Als Minister für Soziales und Arbeit ist die Rente sein Hobby, und er hat jahrelang daran gearbeitet. In dem Abkommen wird der fiktive Rechnungszinssatz gestrichen, Abschläge werden jetzt vermieden, kommen aber später hinzu, das Versprechen einer sicheren Rente muss daher aufgegeben werden. Ich glaube, viele Leute verstehen nicht ganz genau, warum wir uns damit zufrieden geben sollten.

Was im Abkommen unterdessen ungenannt bleibt, sind die Kosten des gegenwärtigen Systems. Im Laufe der Zeit haben die Niederlande bis zum Doppelten des Bruttoinlandsprodukts in den Rententopf gespart, mehr als jedes andere Land. Das muss alles "verwaltet" werden. Schließlich ist das Kapitaldeckungssystem so aufgebaut, dass wir unser Geld zunächst auf den Finanzmärkten anlegen, bevor wir es als Rente an uns selbst auszahlen. Von den rund 31 Milliarden Euro an Rentenzahlungen pro Jahr werden 8,4 Milliarden Euro als Verwaltungskosten (eine Milliarde), Boni (zwei Milliarden) und der Rest an "Transaktionskosten" ausgezahlt. Diese Zahlen stammen von Martin ten Cate - genauer: aus seinem Buch Wo ist meine Rente? Wie unser Rentensystem Ihre Rente untergräbt.

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