Genial daneben

Die Löhne in Deutschland und der französische Tiefschlaf

| 30. Oktober 2019
www.istock.com/shibanuk

Wer heute behauptet, Deutschland verliere an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Frankreich, beweist nur, dass er viele Jahre lang fest geschlafen hat.

Einige aufmerksame Leser haben uns auf ein Interview des französischen Ökonomen Patrick Artus in der FAZ aufmerksam gemacht. Artus behauptet, Deutschland habe ein gewaltiges Problem mit seiner Industrie, unter anderem, weil die Lohnstückkosten mittlerweile höher als in Frankreich seien. Artus schreibt, Deutschland sei heute, verglichen mit 2007, wesentlich teurer als Frankreich und verliere deswegen Marktanteile. Als Beweis für Letzteres sagt er, dass der deutsche Export in den letzten beiden Jahren weniger wachse als der Weltmarkt und „die Löhne“ – welche, real oder nominal, bleibt unklar – stärker wüchsen als die Produktivität.

Das ist Konfusion der schlichtesten Art, weil er offensichtlich die Basis für einen solchen Vergleich beliebig setzt und – vermutlich, ohne es zu sagen – von Lohnstückkosten in der Industrie redet, die man, wie wir oft gezeigt haben, nicht so verwenden darf. Dass die FAZ so etwas gerne abdruckt, ist klar, ist es doch Wasser auf ihre ideologischen Mühlen, die seit Jahren verkünden, Deutschland mache alles richtig.

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