Theorie

Die Wiederentdeckung der Fiskalpolitik – erste Risse im neoklassischen Paradigma? – 2

| 06. Oktober 2016

Im vorliegenden Teil 2 verlassen wir die neoklassischen Modellwelten und wenden uns der aktuellen Diskussion über eine Ergänzung oder sogar Ersetzung der als zunehmend unwirksam betrachteten Geldpolitik durch eine expansive Fiskalpolitik zu. Es wird erläutert, wie eine verantwortungsvolle Fiskalpolitik aussehen sollte, die sich dem Ziel der Vollbeschäftigung verpflichtet fühlt.

Zur Rolle der Geld- und Fiskalpolitik

Die wachsende Skepsis gegenüber der Fähigkeit der Geldpolitik allein, Wachstum und Beschäftigung zu steigern, von der in Teil 1 dieses Beitrages berichtet wurde, ist nach Jahren einer relativ schwachen wirtschaftlichen Entwicklung bei sehr niedrigen Zinsen durchaus berechtigt. Jedoch ist es grotesk, wenn die Politik alle Verantwortung auf die Zentralbank abwälzt und derweil selbst einen Austeritätskurs verfolgt, wie dies insbesondere in Europa geschehen ist (wo dann auch noch die EZB vollkommen zu Unrecht für ihre „ultralockere Geldpolitik“ kritisiert wird, wie hier dargestellt). Die Geldpolitik muss mit der Fiskalpolitik abgestimmt sein: Senkt also die Zentralbank die Zinssätze, muss von Seiten der Fiskalpolitik das staatliche Budgetdefizit erhöht werden.

Dabei stellt die Fiskalpolitk das eindeutig effektivere wirtschaftspolitische Instrument dar. Eine expansive Geldpolitik, die den Zinssatz senkt, verringert zwar für die Unternehmen die Kosten der Kreditaufnahme. Jedoch werden die Investitions- und Produktionsentscheidungen der Unternehmen nicht allein von den Finanzierungskosten, sondern vielmehr von den erwarteten zukünftigen Erlös- und Kostenströmen beeinflusst, aus denen sich auf die potenziellen Gewinne schließen lässt.

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