Timothy Snyders road to unfreedom

Die Wiederentdeckung der Geschichte

| 23. Januar 2019
istock.com/Sergei Butorin

Das neoliberale TINA-Prinzip zerstört Demokratie, denn es führt über eine „Politik der Unvermeidlichkeit“ zur offen autoritären „Politik der Ewigkeit“, die in Faschismus kippen kann. Das ist die These von Timothy Snyder, der damit ein origineller Kritiker des Neoliberalismus ist – und nicht sein heimlicher Verfechter.

In seinem aktuellen Buch „Der Weg in die Unfreiheit: Russland, Europa, Amerika“ unternehme Timothy Snyder den Versuch, die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten als Ergebnis der Korrumption des politischen Systems der USA durch die „gelenkte Demokratie“ Wladimir Putins darzustellen, schreibt Erik Jochem in seiner Rezension „Warum in die Ferne schweifen“. In absichtlicher Reminiszenz an Hayeks „Der Weg in die Knechtschaft“, so Jochem, schildere Snyder die Entstehung eines autoritären „Systems der Ewigkeit“, dass von Osten her den Westen erobert. Die Frage allerdings, ob es im Westen überhaupt der Einmischung Putins bedurft habe, um Trump zum Sieg zu verhelfen, passe Snyder nicht in die „Beweiskette“.

Aber bei allem Respekt: Timothy Snyder ist definitiv nicht was Erik Jochem aus ihm macht. Er ist kein Bewunderer Hayeks, der das Schwächeln der US-Demokratie dem bösen Putin in die Schuhe schiebt. Vielmehr ist Snyder ein hoch angesehener Osteuropa-Historiker der Universität Yale und derzeit einer der meistdiskutierten Autoren der Holocaustforschung. Auch hat der Mann gewisse philosophische Neigungen und orientiert sich an Hannah Arendt, deren Analysen (u.a. aus „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“) für seine Arbeiten zum Holocaust eine Rolle spielen. Aber Hayek? Fehlanzeige!

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