Kommentar

Europa, trauriger Kontinent von deutscher Gestalt

| 24. Januar 2019
www.istock.com/eggeggliew

Viele können ihre klammheimliche Freude über das Versagen der Briten beim Brexit kaum verbergen. Doch Vorsicht, der eigentliche Versager sitzt östlich der Elbe.

In diesen Tagen weisen viele „Europafreunde“ in Deutschland und anderswo mit spitzen Fingern auf Großbritannien, weil der unsägliche Brexit nicht zu Ende zu bringen ist und das Land sich auf jede erdenkliche Art und Weise lächerlich macht – übrigens auch die Labour Partei und Jeremy Corbyn. Jetzt zeige sich, dass man Europa nicht einfach ungestraft den Rücken kehren dürfe, sagen die Konservativen. Jetzt zeige sich, dass man ernsthaft eine grundlegende Reform der EU angehen müsse, statt auf ein Auseinanderbrechen Europas zu hoffen, sagen die Linken. Auf den Nachdenkseiten (hier) gibt es eine große Debatte dazu, weil Albrecht Müller gesagt hatte, Austrittsszenarien seien „Irrsinn“. Vielleicht liegt die Wahrheit in der Mitte oder aber ganz woanders.

Ich selbst habe nie viel vom Brexit gehalten, weil es schon zu Beginn des Trennungsprozesses klar war, dass auf der Leave-Seite extrem naive Vorstellungen darüber bestanden, was man mit einem Austritt aus der EU erreichen könnte (hier ein Stück dazu). Zudem gab es eine konservative Regierung, die im Grunde gar keine andere Politik machen wollte als die Mehrheit der Kontinentaleuropäer. So lief die Leave-Kampagne auf eine Glorifizierung des Freihandels und die Begrenzung der Zuwanderung von Arbeitskräften aus der EU hinaus. Das aber war weder durchsetzbar noch ein ernsthaftes wirtschaftspolitisches Programm.

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