Rationale Irrationalitäten
Seit dem massiven Einbruch der Märkte im März 2020 gehen die Aktienpreise wieder durch die Decke. Doch was haben die Bewertungen noch mit der Realwirtschaft zu tun?
Dass Menschen keineswegs rationale, sondern in höchstem Maße von Emotionen getriebene Wesen sind, das weiß – außer den meisten Ökonomen – die ganze Welt. Auf die Finanzmärkte hat dieses Charakteristikum eine entscheidende Auswirkung. Wenn einmal eine Panik einsetzt, gibt es kein Halten mehr. Die Asset-Preise fallen ins Bodenlose – sofern der Staat nicht eingreift. Auf der anderen Seite der Skala steht Euphorie: Hier tendieren die Marktteilnehmer dazu, in die andere Richtung zu übertreiben.
Im Kern ist das die Problematik, die Hyman Minsky zu seiner ››Financial Instability Hypothesis‹‹ führte: Anders als auf ››normalen‹‹ Märkten führen steigende Preise auf den Finanzmärkten nicht zu einer abnehmenden, sondern einer zunehmenden Nachfrage. Denn die Markteilnehmer gehen davon aus, dass in Zukunft die Preise weiter steigen werden und man die Assets, also die Vermögenswerte, zu einem höheren Preis wird verkaufen können. Diese Grundhaltung lässt die Marktteilnehmer mehr und mehr Schulden aufnehmen – mit den steigenden Werten ihrer Aktiva als Kreditsicherheiten ist das kein Problem – bis die Blase platzt und die Verschuldungsstruktur angesichts kollabierender Asset-Preise nicht mehr nachhaltig ist. Minsky zufolge sind Finanzmärkte somit inhärent instabil (››stability breeds instability‹‹).
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