Meritokratie

Die neue Legitimationserzählung

| 23. April 2021
© Urban Zintel

Das Ideal des neoliberalen Subjekts reflektiert offensiv die Komplexität und wirkt bei alle dem souverän und unideologisch. Kaum überraschend, dass Robert Habeck zur Sehnsuchtsfigur der neuen Mittelschicht geworden ist.

Jede herrschende Klasse verteidigt ihre Privilegien. Die Mittel, die sie dazu anwendet, sind vielfältig und passen sich dem gesellschaftlichen Klima an. Konnte der Adel vor der Aufklärung seinen Stand durch göttliche Gnade und Tradition behaupten und diese Behauptung mit höfischem Zeremoniell und roher Gewalt durchsetzen, musste das aufsteigende Bürgertum des 19. Jahrhunderts zu anderen Mitteln greifen. Ihre Legitimationserzählung des Kapitalismus publizierte in zahlreichen Variationen die Behauptung, dass allein der unternehmerische Mut dafür sorgt, dass die arbeitslosen Massen eine bezahlte Arbeit bekommen.

Flankiert wird diese Erzählung von einer staatlichen Gewalt, die das Eigentum schützt, einer Moral, die dieses für gut hält, und einer materiellen Gewalt, die die Menschen zwingt, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um überleben zu können. Doch je länger die Geschichte des Kapitalismus dauert, desto mehr verbreitet sich das Wissen um seine systemische Ungerechtigkeit, und umso raffinierter werden seine Verteidigungen.

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