Amerika

Venezuela – oder wie schnell linke Ideen scheitern können

| 04. September 2017
iStock.com/Stanson

Was passiert derzeit in Venezuela, wessen Schuld ist es, wer profitiert davon und, viel wichtiger, wie hält man die Tragödie auf?

Der US-Ökonom Michel Roberts nennt ein paar ziemliche besorgniserregenden Zahlen: Derzeit beträgt das BIP pro Kopf in Venezuela 40% weniger als noch 2013. Über einige von Hugo Chavez‘ Errungenschaften lässt sich nicht diskutieren: Er verbesserte die Lage der Ärmsten, verringerte die Ungleichheit, erhöhte die Löhne, führte Sozialleistungen ein (einschl. eines Gesundheitswesens), baute Schulen und Universitäten. Zwischen 1995 und 2009 wurden Armut und Arbeitslosigkeit um die Hälfte reduziert. Die Erträge aus dem Ölgeschäft landeten zu einem erheblichen Teil beim venezolanischen Staat und nicht in den Taschen globaler Konzerne.

All diese Verbesserungen waren auf stetige Ölerlöse angewiesen. Solange der Ölpreis konstant auf hohem Niveau blieb, brauchte sich Chavez keine Sorgen zu machen. Doch es gab keine langfristige Planung, keine industrielle Restrukturierung, keinen Aufbau der Infrastruktur. Die Gründe dahinter bleiben unklar. Die Katastrophe traf dann wenige Jahre später (seit 2010) in Form des Ölpreisverfalls ein. Der Ölpreis fiel von $110 pro Tonne auf nur noch $28 pro Tonne. Laut Roberts fielen die Öl-Erlöse um $2.200 pro Kopf im Zeitraum von 2012 bis 2016.

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