Europäischer Gerichtshof

Wen(n) der Markt betrügt

| 21. Oktober 2019
www.istock.com/Fokusiert

Das höchste europäische Gericht hat geurteilt, dass die Verbraucher besonders geschützt werden müssen, weil sie sich gegenüber den Gewerbetreibenden systematisch in einer schwächeren Situation befinden. Das ist für den Finanzbereich wegweisend.

Praktisch unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) Anfang Oktober ein wegweisendes Urteil zu den Rechten der Verbraucher gegenüber Banken gesprochen (Das Urteil ist hier in Deutsch zu finden, ein Bericht der Financial Times hier). Das Gericht hat nämlich entschieden, dass Hypothekendarlehen, die in der ersten Dekade des Jahrhunderts in Polen in Fremdwährung vergeben wurden, gegen den Gedanken des Verbraucherschutzes verstoßen haben und hat deswegen Klagen der Geschädigten vor polnischen Gerichten gegen die kreditgebenden Banken (konkret ging es um die österreichische Raiffeisenbank) erleichtert.

Wir erinnern uns: Quer durch Osteuropa (aber auch in Österreich selbst) wurden von westlichen (vorwiegend österreichischen) Banken im Zeichen der Kapitalverkehrsfreiheit Immobilienkredite in Schweizer Franken (oder japanischen Yen) vergeben, weil die Zinsen in diesen Währungen im Vergleich zu den heimischen Zinsen extrem niedrig waren (wir haben unter anderem hier darauf verwiesen). Erschwerend kam hinzu, dass die vermeintlichen Hartwährungen zu der Zeit der Kreditvergabe relativ schwach waren und folglich der osteuropäische Kreditnehmer relativ wenig eigene Währung aufnehmen musste, um sich den Schweizer Franken Kredit leisten zu können.

[...]

Nichts schreibt sich von allein!

Nur für Abonnenten

MAKROSKOP analysiert wirtschaftspolitische Themen aus einer postkeynesianischen Perspektive und ist damit in Deutschland einzigartig. MAKROSKOP steht für das große Ganze. Wir haben einen Blick auf Geld, Wirtschaft und Politik, den Sie so woanders nicht finden.

Dabei leben wir von unseren Autoren, ihren Recherchen, ihrem Wissen und ihrem Enthusiasmus. Gemeinsam scheren wir aus den schmaler werdenden Leitplanken des Denkens aus.

Wir verlassen die journalistische Filterblase, in der sich viele eingerichtet haben. Wir öffnen Fenster und bringen frische Luft in die engen und verstaubten Debattenräume.

Brauchen Sie auch frische Luft? Dann folgen Sie einfach dem Button.

ABONNIEREN SIE MAKROSKOP
Schon Abonnent? Dann hier einloggen!