Editorial

Eurodance und Technopopulismus

| 03. Februar 2022
istock.com/dubassy

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen im Wahnsinn einer neuen Woche. In unserer dritten Ausgabe 2022 sind wir mit folgenden Themen für Sie da:

  • Hype um SWIFT: Die in den Medien gängige Gleichsetzung einer Trennung Russlands vom SWIFT-System als „nukleare Option“ ist übertrieben. Sie zeigt ein begrenztes Verständnis für die Funktionsweise des internationalen Zahlungsverkehrs und von Sanktionsregimen.
  • Technopopulismus: Die Wiederwahl Sergio Mattarellas zum Staatsoberhaupt Italiens steht für das Versagen des gesamten politischen Systems. Eine Wahl, die die Macht- und Nutzlosigkeit der Parteien und des Parlaments in Italien symbolisiert.
  • Wer ist der Souverän? Der französische Präsident hat "Souveränität" zu einem Schlagwort gemacht. Doch die großen Unternehmenskonzerne scheinen mehr davon zu haben als die einfachen Bürger.
  • Pro…: Die von Destatis gemeldete Inflationsrate von 5,3 % sei für die EZB kein Grund für eine Zinswende, die Angst vor den Inflationsrisiken übertrieben, schreibt Paul Steinhardt.
  • …und Contra: Martin Höpner findet die Forderung nach Reaktionen der Notenbank nicht abwegig. Die aktuellen Preisschübe seien zudem eine Gefahr für den Euroraum, die sich im schlimmsten Fall zu einer neuen Eurokrise auswachsen könnte.
  • Reichtum treibt den Klimawandel: Wer sind die größten Energieverbraucher? Nicht einfach „wir alle“, sondern die Gut- und Höchstverdiener! Denn das je individuelle, konsumtiv verausgabte Einkommen ist an den Ressourcenverbrauch und damit an die Planetenbeanspruchung im Allgemeinen „gekettet“.
  • Forschungsprojekt: Die Modern Monetary Theorie hat in Deutschland nur eine Chance, wenn ihre abstrakten Aussagen mit der bundesrepublikanischen, föderal strukturierten Finanzordnung konfrontiert und daraus eine neu konzeptionierte Finanzordnung generiert wird.
  • Karl Marx‘ posthume Rede: Hatte schon der späte Marx die zentrale These des Historischen Materialismus fallengelassen? Was würde er heute der auferstandenen Proletariergemeinde sagen?
  • Schädliche Schulden? Nur wenige Wirtschaftsstudien waren so einflussreich wie 2010 'Growth in a time of debt' von Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff. Historische Datenreihen sollten beweisen, dass eine Staatsverschuldung von mehr als 90 % des Bruttoinlandprodukts mit deutlich geringeren Wachstumsraten verbunden ist. Doch dafür gibt es keine Evidenz.