Otmar Issing und seine monetäre Fantasiewelt
Otmar Issing kann auf eine lange und folgenreiche Zentralbankkarriere zurückblicken. Seine Rolle als führender Zentralbanker lebt er im Ruhestand weiter. Leider.
Acht Jahre lang, von 1990 bis 1998 war Issing Chefvolkswirt der legendären deutschen Bundesbank, bevor er 1998 zum Chefökonom der damals neugegründeten Europäischen Zentralbank wurde. Auch jetzt, obgleich im Ruhestand, bewertet er unnachsichtig , ob seine Nachfolger in der Europäischen Zentralbank eine stabilitätsorientierte Geldpolitik nach seinem Gusto betreiben. Dass er dabei zuverlässig auf der falschen Seite der Geschichte und Debatten über eine solide Geldpolitik steht, zeigt einmal mehr seine jüngste Kritik ("'Living in a fantasy': euro's founding father rebuttes ECB over inflation response").
Rückblick: Irregeleitet durch das Überschießen ihrer M3-Geldmengenziele, die das Resultat der eigenen Zinserhöhungen der Bundesbank unter ihrem Chefvolkswirt Otmar Issing waren, hielt diese in den frühen 90er Jahren ihren Kurs einer stark restriktiven Geldpolitik so lange bei, bis sie das neu vereinigte Deutschland und auch den Wechselkursmechanismus zum Einsturz brachte. Die rezessionsbedingten fiskalischen Probleme führten in der Folge dazu, dass die Bundesbank den Druck zur fiskalischen Austerität erhöhte. Dazu gehörten Erhöhungen der indirekten Steuern und administrierten Preise, die die gemessene Inflation nach oben verzerrten und die Lockerung der Geldpolitik verzögerten. Die daraus resultierende Malaise in Europa war derart ausgeprägt, dass sie Issing um ein Haar daran gehindert hätte, ein Gründungsvater des Euro zu werden.
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