Über dem Berg oder vor dem Absturz?

Die wirtschaftliche Entwicklung bleibt weit hinter den optimistischen Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute zurück. Die Börsen dagegen sehen ein neues und riesiges Wirtschaftswunder am Zukunftshorizont. Sollten wir ihren bulligen Optimismus teilen?

Bevor man in Deutschland sich der Realität einer Viruspandemie bereit war zu stellen, notiert der DAX bei ca. 13.800 Punkten. Zu diesem Zeitpunkt, das zeigen unsere regelmäßigen Konjunkturberichte, war die Realwirtschaft aber schon längst auf Talfahrt. Inzwischen ist offensichtlich, dass der Einbruch der Wirtschaftsleistung auch im Jahr 2021 nicht wettgemacht werden kann. Dennoch hat sich der DAX inzwischen auf historische Höhen geschwungen. Stand zum 3. Mai: 15.200 Punkte. Grund mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen?

Die Entwicklung des DAX zeigt in erster Linie, dass sich die Entwicklung der Aktienmärkte von der der Realwirtschaft vollkommen "emanzipiert" hat. Anders ausgedrückt, sie nehmen die ihr von Mainstream-Ökonomen zugeschriebene Rolle der Bewertung von Vermögensbeständen ganz offensichtlich nicht wahr. Daraus zu schließen, dass bei der Frage nach den Zukunftsaussichten der Realwirtschaft die Entwicklung der Börsenkurse außen vor gelassen werden können, wäre aber dennoch nicht nur verkehrt, sondern geradezu fahrlässig.