Auf lange Sicht sind wir alle tot?
Die gängigen Lesarten seines Ausspruchs „Auf lange Sicht sind wir alle tot“ haben Keynes‘ Denken völlig verkannt. Keynes ging es nicht darum, die Auseinandersetzung mit der Zukunft und ihren Möglichkeiten zu diskreditieren, sondern um eine Kritik von Zukunftsvorstellungen, die lediglich die Gegenwart extrapolieren.
„Auf lange Sicht sind wir alle tot.“ Einst als geistreiche Bemerkung verstanden, wird dieser Satz von John Maynard Keynes heute oft als Slogan gelesen, der die Quintessenz des gesamten Werks beinhaltet. Interessanterweise gehen die Deutungen des Zitats dabei weit auseinander. Häufig verraten sie mehr über die Interpreten als über Keynes selbst.
Beispielsweise ziehen insbesondere Keynes‘ konservative Kritiker den Ausspruch immer wieder als Beleg für dessen mutmaßliche Gleichgültigkeit gegenüber der Zukunft heran. Dies mündet in unterschiedlichen Varianten des Vorwurfs, keynesianische Schulden- und Ausgabenpolitik ginge zulasten künftiger Generationen. Dabei sind verächtliche Anspielungen auf die sexuelle Orientierung des kinderlosen Ökonomen in der Regel nicht weit.
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