Woke versus broke
In “Remaking One Nation” erklärt der konservative Schriftsteller Nick Timothy, warum die britische Arbeiterklasse derzeit Boris Johnsons Tories wählt.
Von einer Sensation war die Rede als Boris Johnsons Partei Anfang Mai die Nachwahl in der Stadt Hartlepool gewann. Jahrzehntelang war die Gegend im Nordosten des Landes eine Labour-Hochburg. Man könne einem Esel die rote Labour-Rosette umhängen und die Menschen würden ihn wählen, lautete ein Spruch. Doch diese Zeiten sind vorbei. Bei der letzten Wahl erhielt die Tory-Kandidatin fast doppelt so viele Stimmen wie ihr Gegner. Nicht viel besser sah es für Labour bei der Regionalwahl in zahlreichen anderen Landkreisen aus. “Die Wähler haben uns im Stich gelassen und ich hoffe, sie leben nicht lange genug, um ihre Entscheidung zu bereuen”, lautete das bittere Resümee eines Kreisvorsitzenden aus Amber-Valley.
Beschimpfungen dieser Art sind bezeichnend für eine Partei, die kaum mehr die gleiche Sprache spricht wie ihre einstigen Stammwähler. Was schief gelaufen ist brachte Khalis Mahmood aus Birmingham zum Ausdruck, der letzte Woche nach 40 Jahren Parteimitgliedschaft von seinem Amt in der Parteiführung zurücktrat. Labour, so sein Urteil, sei von bürgerlichen “woke”-Kriegern faktisch gekapert worden und treffe wichtige Entscheidungen nur noch auf Social Media Plattformen. Fast anderthalb Jahre nachdem Boris Johnson bei den Unterhauswahlen im Dezember 2019 Labours “rote Wand” durchbrach, scheint sich die Neujustierung der Parteien und ihrer Wähler verfestigt zu haben. Und das, obwohl der neue Labour-Vorsitzende, Keir Starmer, von großen Teilen der Presse als ein neuer Hoffnungsträger bejubelt wurde.
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