Inflation

Das Stabilitätsdilemma der Geldpolitik

| 07. Juni 2023

Die restriktive Zinspolitik der EZB ist ein Stabilitätsdebakel. Sie wird die bereits eingetretene Phase der Stagflation beschleunigen – zulasten unterer und mittlerer Einkommen.

Wenn man den Begriff der Inflation auf die Lohn-Preis-Spirale verengt (Konfliktinflation im postkeynesianischen Sinn), dann ist die seit 2021 in den meisten EU-Volkswirtschaften anhaltende Teuerungswelle keine „klassische Inflation“, sondern das Preisentwicklungsergebnis einer Serie exogener Angebotsschocks. Sie gehen von strategischen Commodity- und  Industriegütermärkten aus, wo akute Angebotsknappheiten bei unveränderter Nachfrage Preissprünge verursachen, die sich entlang der Wertschöpfungsketten in die Endverbrauchermärkte fortpflanzen.

Die äußeren Trigger dieser Angebotsschocks sind das gesundheitspolitische Lockdown-Management der Corona-Pandemie und das wechselseitige Sanktionsregime, das den Ukrainekrieg auf wichtigen Rohstoffmärkten (vor allem für fossile Energie- und welternährungsrelevante Agrarrohstoffe) begleitet. Produktions- und Logistikausfälle zunächst pandemiebedingt in den globalen Lieferketten und die Verknappungseffekte des nahtlos anschließenden Wirtschaftskriegs zwischen den Ukraine-Konfliktparteien beschleunigen die Preiseskalation. Die Verstärker des spezifischen Preisauftriebs finden sich in den ausgeprägten Spekulationsneigungen des finanzialisierten  Rohstoffhandels (Spot- und Terminmärkte), dem unsicherheitsverursachten Lageraufbau für strategische Güter (Bevorratung und preisspekulativer Rückbehalt) und in der gewinnbringenden Preissetzungsmacht temporärer Monopole (erhöhte Gewinnspannen) bei plötzlicher Angebotsknappheit.

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