Fabio de Masi

„Ich wünsche der Linken, dass sie sich ein Stück neu erfindet“

| 08. Juni 2021
Olaf Kostritz / CC-BY-SA 4.0

Der Finanzpolitiker Fabio de Masi kandidiert nicht mehr für den Bundestag. Seine Erklärung ist mehr als nur ein Abschiedsbrief – und lässt sich auch als Abrechnung mit der eigenen Partei lesen.

Vier Jahre lang hat Fabio de Masi als stellvertretender Fraktionsvorsitzender Die Linke den Bundestag aufgemischt. Nun macht der gebürtige Hesse mit italienischen Wurzeln, der zuvor im Europäischen Parlament gegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung kämpfte, Schluss. Zum Ende der Legislaturperiode kehrt er dem Bundestag den Rücken, wie de Masi schon im Februar dieses Jahres beschlossen und in einer entsprechenden Erklärung begründet hatte. Für die Fraktion ist das ein herber Verlust.

Als „investigativen Politiker“ hatte sich de Masi einmal selbst bezeichnet, und bewies das immer wieder durch seine aktive Arbeit in diversen Untersuchungsausschüssen. Stets scharfzüngig und bei Finanzskandalen hartnäckig um Aufklärung und Transparenz bemüht, baute er sich in dieser Zeit auch weit außerhalb seiner Partei den Ruf als finanzpolitischer Experte auf. Egal ob Wirecard („politischer Escortservice für Wirecard“), Cum Ex („Beispiel für organsierte Finanzkriminalität“), Luxemburg Leaks („Luxemburg-Leaks ist Juncker-Leaks“), deutsche Exportüberschüsse („Trittbrettfahrer“), der EU („die EU-Verträge behindern eine aktive Industriepolitik“) oder die EZB-Politik gegenüber Griechenland ("Die EZB hat ein Problem mit Demokratie") – immer war es Fabio de Masi, der im Bundestag Ross und Reiter nannte. Dass sich ein Linker auf diesem Gebiet profiliert, ist ungewöhnlich. Umso mehr dürfte er seiner Partei, der es an ausgemachten Experten mangelt, im Parlament einen Reputationsgewinn verschafft haben.

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