Wie Industriepolitik Chiles Exportdiversifizierung ermöglichte
Die Vorstellung von Chile als "Wunder des freien Marktes" ist einer der mächtigsten Mythen in der jüngeren Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung. In Wirklichkeit war Chiles Exportdiversifizierung das Ergebnis sorgfältig geplanter staatlicher Eingriffe.
Die Einordnung der Industriepolitik Chiles bleibt ein umstrittenes und kontroverses Thema. Lange Zeit wurde der Andenstaat als mustergültiges Beispiel für den Erfolg eines "frei waltenden Marktes" hochgehalten. Unter den Mainstream-Ökonomen herrschte weitgehende Einigkeit darüber, dass es Chile mithilfe einer marktliberalen Politik gelungen war, ein starkes und stabiles Wachstum zu fördern.
Auf den ersten Blick mag dies glaubhaft erscheinen. Schließlich hat Chile seit der neoliberalen Wende in den 1970er Jahren eine der höchsten Wachstumsraten in Lateinamerika. Trotz der anhaltenden Bedeutung des Kupfers gelang es dem Land, zwischen den 1960er und 1990er Jahren auch in andere Wirtschaftssektoren zu diversifizieren und neue Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Die vorherrschende Interpretation hält daran fest, dass die erfolgreiche Entwicklung neuer wettbewerbsfähiger Sektoren im chilenischen Warenkorb das Ergebnis eines vier Jahrzehnte langen Engagements für Liberalisierungen und die Politik des freien Marktes ist.
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