Hatte Russland keine Wahl?
Die Ursachen des Ukraine-Krieges sind komplex. Vor einseitigen Narrativen sollte man sich auf beiden Seiten des Meinungsspektrums hüten.
Ein lauter Chor der Selbstgerechten hallt aus der deutschen Medienlandschaft, rekrutiert aus dem Reservoir breit gefächerter Medienintellektueller, begleitet von einem dichten Netzwerk aus PR-Agenturen, atlantischen Think Tanks und Spindoktoren. Da wird der Ukraine-Krieg aus dem Kontext gerissen, Putin mit Hitler verglichen, als das personifizierte Böse stilisiert, welches allein die geschichtsträchtige, 143 Millionen Einwohner zählende und 17.100.000 Quadratkilometer umfassende russische Föderation verkörpere. Zusammen mit der Ukraine führten wir einen heroischen Freiheitskampf für unsere Demokratie und unsere Werte – wie einst in Afghanistan. Die Freiheit, sie wird jetzt nicht mehr am Hindukusch, sondern in einem entvölkerten Dorf namens Bachmut verteidigt.
Dass das von Oligarchen getragene Regime von Selenskyj ein ähnlich großes Problem mit der Korruption hat wie einst die von den westlichen Alliierten errichtete Marionettenregierung in Kabul, darf den selbstreferenziellen und selbstergriffenen Pathos für die Demokratie nicht schmälern. Ebenso wenig, dass sich große Teile der nicht-westlichen Welt mit dieser Interpretation der Dinge schwertun. Außen vor bleibt ebenso, dass die EU und die USA jahrelang Warnungen Russlands hinsichtlich der NATO-Osterweiterung ignoriert hatten. Und das, obwohl die USA im Rahmen der 2+2+4-Verhandlungen um die mögliche Zukunft eines geeinten Deutschlands mündlich zusicherten, sich aus Osteuropa militärisch herauszuhalten. Dieses diplomatische Versagen findet seine unheilvolle Fortsetzung in der Eskalationsschraube, an der auch die EU gehörig mitdreht – was die ohnehin schon mitgenommenen Vorzeige-Demokratien in Europa keineswegs wehrhafter macht.
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