Von Fugger zu Tether: Warum Stablecoins keine neue Erfindung sind
Ob Fuggergeld im Mittelalter, Eurodollar in den 1960ern oder Stablecoins heute – immer wieder entstehen parallele Geldformen, die sich vom „echten“ Geld kaum unterscheiden. Doch die privaten Währungen können die Macht der Zentralbanken ins Wanken bringen.
Wiederholt sich die Geschichte doch? Letzte Woche hielt ich einen Seminarvortrag über die Entstehung von Geld und Banken im mittelalterlichen Europa. Handelshäuser wie die Fugger in Bayern wurden zu den neuen Bankiers der aufstrebenden Renaissance-Wirtschaft. Ein Wollhändler in Venedig gab Fugger Dukaten, die ein Wollverkäufer in Brügge in Florinen bezahlte. Nach einiger Zeit musste das Haus Fugger keine Dukaten mehr erhalten. Es versprach einfach, alle Rechnungen des Venezianers auf Verlangen gegen eine jährliche Gebühr zu bezahlen.
So funktioniert es auch heute noch. Wer einen Kredit aufnimmt, erhält ein Bankguthaben, das im Wesentlichen eine Zusage der Bank ist, Ihre Rechnungen bis zur Höhe des Kreditbetrags zu bezahlen. Echte Euro bekommt man nicht. Und so wie Fuggers Rechnung in Dukaten genauso zuverlässig war wie physische Dukaten, so verlangen wir fast nie physische Euro; das ist viel zu umständlich. Damals gab es sicher schon bald mehr Fuggergeld als Dukaten, so wie heute physisches Geld nur noch wenige Prozent der Geldmenge ausmacht. Der Rest ist elektronisches „Bankgeld”.
[...]Nichts schreibt sich von allein!
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