Identitätskrise

„Wenn man weiß, wer man ist, spricht man nicht über Identität“

| 26. Oktober 2021
istock.com/olrat

Identität ist heute alles – und Gender oder Hautfarbe sind bei der Bestimmung der eigenen Identität wichtiger als der Beruf oder die Nationalität. In seinem neuen Buch geht der Soziologe Frank Furedi der Frage nach, wie es so weit kommen konnte.

„Die Identität wird erst dann zu einem Thema, wenn die Menschen nicht mehr wissen, wohin sie gehören“, sagt der Soziologieprofessor Frank Furedi. Sein neues Buch „100 Years of Identity Crisis: Culture War over Socialisation“ ist im September diesen Jahres erschienen. Mit ihm sprach Sabine Beppler-Spahl.

Warum ist Identitätspolitik so wichtig, Herr Furedi?

Die Beschäftigung mit Identität und die Politisierung von Identität dominiert die westliche Kultur und die Gesellschaft. Sie ist die Haupttriebfeder für alles: von populärer Musik, Medien, Netflix bis hin zu den großen kulturellen Konflikten, die wir zurzeit erleben. Identitätsfragen sind so sehr Teil des Lebens geworden, dass wir glauben, sie hätten uns schon immer beschäftigt. Wir vergessen dabei, dass Konflikte vor nicht allzu langer Zeit noch eher ideologische Formen hatten.

Warum wollten Sie ein Buch über die Identitätskrise schreiben?

Ich wollte die Wurzeln der Identitätskrise ergründen. Der Begriff "Identitätskrise" hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verbreitet. Ich wollte auch verstehen, wie es zu der Politisierung des Begriffs kam und wie er einen solchen Einfluss auf die Debatten innerhalb des Mainstreams erlangen konnte. Um diese Frage zu beantworten, musste ich in die Geschichte zurückgehen. Das Buch ist eine Art Reise, mit der ich untersuche wie etwas, das in der Vergangenheit nie ein Thema war, so sehr in den Vordergrund rücken konnte.

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