Eine Clearingstelle für den Welthandel
Warum besinnen sich einige Ökonomen heute wieder auf einen Vorschlag, den John Maynard Keynes vor 80 Jahren machte? Dafür gibt es mehrere Gründe.
Der Zweite Weltkrieg tobte noch, als John Maynard Keynes bei den Bretton-Woods-Verhandlungen 1944 im US-Bundesstaat New Hampshire vorschlug, im Rahmen der zukünftigen Weltordnung eine supranationale Verrechnungseinheit namens Bancor anstatt den Dollar als Weltreservewährung einzuführen. Doch Keynes konnte sich nicht durchsetzen. Stattdessen einigte man sich auf den Goldstandard (jeder Dollar sollte jederzeit gegen Gold eintauschbar sein), umfassende Kapitalkontrollen und ein System geregelter Wechselkurse.
Allerdings trat die von Keynes schon damals prophezeite Problematik einer nationalen Währung als Weltwährung immer mehr zutage, nachdem der Goldstandard aufgegeben wurde und im Zuge der neoliberalen Globalisierung die Kapitalverkehrskontrollen ebenso fielen, wie die Wechselkurse freigegeben wurden. Begleitet von einer Austeritäts- und Privatisierungspolitik durch IWF und Weltbank ab den 1980er Jahren konnten nun die Finanzmärkte über das Wohl und Wehe vieler Volkswirtschaften bestimmen. Die Folge war, dass viele Länder des globalen Südens in Schuldenkrisen gerieten, während die Finanzindustrie der Wall Street aufblühte. In den letzten Jahren kam verstärkt ein weiteres Problem hinzu: der Dollar wurde zunehmend als Waffe gegen politisch unliebsame Staaten eingesetzt, indem ihre Reserven eingefroren und sie aus dem SWIFT-System ausgeschlossen werden.
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